Matej Hus
17. April 2023 um 22:01:07 Uhr
Während sich Deutschland gerade von Atomkraftwerken verabschiedet hat, haben die Finnen nach jahrelangen Verzögerungen offiziell einen Atomreaktor in Betrieb genommen Olkiluoto 3. Auf der gleichnamigen Insel gibt es bereits zwei Heißwasserreaktoren mit einer Nennleistung von 890 MWeund der neue Druckreaktor (EPR) der dritten Generation wird eine Kapazität von 1.600 MW habeneund ist damit das stärkste in Europa und das drittgrößte weltweit. Das gesamte Kraftwerk Olkiluoto wird etwa ein Drittel des gesamten finnischen Stroms liefern.
Der dritte Reaktor wurde im April 2021 fertiggestellt und befeuert. Im Dezember desselben Jahres startete die erste gewartete Kettenreaktion, die im März 2022 probeweise ans Netz ging. Die Testphase ist nun beendet und der Reaktor hat den regulären Betrieb aufgenommen, um finnische Verbraucher mit Energie zu versorgen. Das OL3-Projekt wurde von einem Konsortium aus Areva, Areva NP und Siemens gebaut und wird allein 14 Prozent des finnischen Strombedarfs oder 12 TWh jährlich decken. Gleichzeitig betont Finnland, dass 93 Prozent des gesamten Stroms kohlenstofffrei produziert werden, das Land aber weiterhin auf Importe angewiesen sein wird (allerdings halb so viel). Im vergangenen Jahr importierte Finnland 15 Prozent seines Stromverbrauchs.
Der neue Reaktor wurde 18 Jahre lang gebaut und stellt das erste neue Kernkraftwerk in der EU seit 2007 dar, als die Rumänen den Reaktor im Kraftwerk Cernavodă modernisierten. In diesem Jahr sind sie auch dabei In der Slowakei wurde ein Kraftwerk in Betrieb genommen, dessen Bau 1987 begonnen und nach einer Unterbrechung 2009 wieder aufgenommen wurde. OL3 sollte 60 Jahre lang betrieben werden. Der Bau war ansonsten von Verzögerungen und Kostenüberschreitungen begleitet. Das ursprünglich auf drei Milliarden Euro geschätzte Projekt kostete am Ende elf Milliarden Euro. Als es im vergangenen März den Probebetrieb aufnahm, sollte der kommerzielle Betrieb in vier Monaten aufgenommen werden, aber Pannen und Ausfälle zogen sich hin. Obwohl das Projekt sowohl wegen Verzögerungen und Kosten als auch wegen der Arbeitsbedingungen der meist bauenden Ausländer heftig kritisiert wurde, ist es nun abgeschlossen.
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