Deutschland: Der größte Streik der letzten Jahrzehnte legte praktisch den gesamten Verkehrssektor lahm



Der Streik brachte den Intercity-Bahnverkehr sowie die meisten Regional- und S-Bahn-Verbindungen vollständig zum Erliegen. Foto: EPA

Die Gewerkschaften Verdi und EVG organisierten den heutigen Streik mit dem Ziel, den Druck auf die Regierung vor der dritten Verhandlungsrunde über Gehaltserhöhungen und verbesserte Arbeitsbedingungen im öffentlichen Dienst zu erhöhen, berichtete Radio Slowenien Polona Fijavž.

Die fast zwei Millionen Mitglieder zählende Gewerkschaft Verdi vertritt eine breite Palette von 2,5 Millionen Beamten und fordert für sie 10,5 Prozent Lohnerhöhung oder mindestens 500 Euro zusätzlich im Monat.

Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG fordert eine 12-prozentige Erhöhung oder mindestens 650 Euro mehr Gehalt pro Monat für Bahn- und Busbeschäftigte. „Dieser Streik ist eine Frage des Überlebens“ sagte Gewerkschaftschef Verdi Frank Werneke.

„Der Bedarf an neuen Stellen im öffentlichen Dienst ist groß, gleichzeitig sind viele Stellen unbesetzt, nämlich weil die Löhne im öffentlichen Dienst zu niedrig sind und wir jetzt zu anderen Tarifbereichen aufschließen müssen.“ er sagte.

Die Preise für Konsumgüter in Deutschland seien in einem Jahr um 9,3 Prozent gestiegen, in einigen anderen Bereichen sogar noch mehr, daher sei eine Lohnerhöhung von mindestens 10 Prozent notwendig, erklärt die Gewerkschaft.

Deutscher Innenminister Nancy Faeser Vor der heutigen dritten Verhandlungsrunde, die die letzte sein soll, warnte sie davor, dass die Anforderungen zu hoch seien und die Kommunen nicht genug Budget für solche Erhöhungen hätten.


Foto: Reuters
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Die Gewerkschaften erwarten, dass die Forderungen erfüllt werden

So der Chef der Gewerkschaft EVG Martin Bükert der Streik ist notwendig und verhältnismäßig. „Heute betonen wir, dass der Transportsektor nicht von der allgemeinen Lohnerhöhung im Land ausgeschlossen werden darf“, betonte Burkert vor Beginn der dritten Tarifverhandlungsrunde im öffentlichen Dienst.

Die Gewerkschaften erwarten von den Arbeitgebern, dass sie Forderungen nachkommen, aber keine Gegenangebote, berichtet die Deutsche Nachrichtenagentur DPA.

Der Bahnbetreiber Deutsche Bahn hat angeboten, die Gehälter von rund 180.000 Mitarbeitern in zwei Stufen um insgesamt fünf Prozent zuzüglich möglicher Einmalzahlungen von 2.500 Euro zu erhöhen, was von der EVG abgelehnt wurde.

Personalleiter bei der Deutschen Bahn Martin Seiler bezeichnete den Streik als unnötig und forderte die Gewerkschaften auf, unverzüglich an den Verhandlungstisch zurückzukehren.

Dem heutigen Streik haben sich laut Burkert rund 30.000 Beschäftigte in 50 an den Verhandlungen beteiligten Eisenbahnverkehrsunternehmen angeschlossen. „Das ist eine riesige Zahl“, er schätzte.

Der Streik brachte den Intercity-Bahnverkehr sowie die meisten Regional- und S-Bahn-Verbindungen vollständig zum Erliegen. Die Deutsche Bahn hält den Streik für übertrieben und unnötig.

Im Sommer gestrichen, auch Verbindungen mit Ljubljana

Deutsche Flughäfen und Fluggesellschaften, München ist seit Sonntag außer Betrieb, warnen vor unnötigen Millionenschäden durch gestrichene Flüge.

Streikbedingt wurden unter anderem auch Flüge zwischen den Flughäfen Frankfurt und München sowie dem Flughafen Jože Pučnik in Ljubljana gestrichen.

Im ganzen Land herrscht Chaos, Flugzeuge außer in Berlin landen und starten nicht, Züge fahren nicht quer durchs Land, der öffentliche Nahverkehr steht in vielen Städten still, es gibt keine Müllabfuhr, Kindergärten funktionieren nicht. Die Beschäftigten im deutschen öffentlichen Dienst haben ihre Macht wiederentdeckt, schreibt die Zeitung Süddeutsche.

Laut Führer Verdi Werneke würde der Arbeiterkampf ohne große Wirkung zu nichts führen. Er räumte ein, dass der heutige Streik vielen Reisenden und Urlaubern Probleme bereite, aber seiner Meinung nach sei es besser, geduldig zu sein „Ein solcher Tag kann eher zu einer Einigung führen als zu wochenlangen Arbeitskämpfen“.

Deutschland im Griff des größten Streiks im öffentlichen Dienst

Helfried Kraus

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