Hochrangiger Taliban-Vertreter besucht Deutschland und die Niederlande

In Deutschland und den Niederlanden sorgt die Anwesenheit eines hochrangigen Vertreters der Taliban, der unter anderem an einer Veranstaltung in einer Moschee in Köln und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Den Haag teilnahm, für Aufsehen. Beide Länder, die die Taliban-Regierung nicht anerkennen, untersuchen, wie es dazu kommen konnte, berichtet die deutsche Nachrichtenagentur dpa.

Leiter der afghanischen Lebensmittel- und Arzneimittelbehörde Abdul Bari Omar Er trat am Donnerstag letzter Woche bei einer Veranstaltung in einer Moschee in Köln auf und hatte es zuvor eilig, an einer WHO-Veranstaltung in Den Haag teilzunehmen.

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In einer ersten Reaktion verurteilte das Auswärtige Amt Omars Auftritt in der Moschee auf dem sozialen Netzwerk X auf das Schärfste und kündigte an, die Möglichkeit weiterer Maßnahmen zu prüfen. Auch der deutsche Innenminister Nancy Faeser verurteilte das Verhalten der Taliban aufs Schärfste, da es völlig inakzeptabel sei. „Niemand sollte extremistischen Islamisten einen Platz in Deutschland bieten“ Sie sagte.

Sie bat die türkische Organisation Ditib, die in Köln eine Moschee betreibt, zu erklären, wie es dazu kommen konnte. Die Organisation teilte ihr mit, dass sie nicht vorab über Omars Auftritt informiert worden sei, da der Veranstalter, die Afghan Cultural Union, eine vertragswidrige politische Veranstaltung durchführe und der Redner ihr im Vorfeld nicht bekannt sei. Sie bestritten jegliche Verbindung zu den Taliban und untersagten der Vereinigung die weitere Präsenz in ihren Räumlichkeiten, berichtet die deutsche Presseagentur dpa.

Das deutsche Außenministerium erklärte außerdem, dass Omar kein Visum für die Einreise nach Deutschland erhalten habe und dass er mit einem Schengen-Visum aus einem Nachbarland eingereist sei. Zwar nahm Omar bereits Anfang November an der WHO-Konferenz in Den Haag teil, doch dass er dort war, wurde erst nach dem Aufruhr in Deutschland bekannt. Niederländischer Gesundheitsminister Ernst Kuipers schrieb am Samstag im sozialen Netzwerk X, dass sie eine Untersuchung eingeleitet hätten, wie es den Taliban möglich sei, an der Konferenz teilzunehmen.

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Kuipers machte sogar ein Foto mit einem Mann, der später von den Medien als Leiter der afghanischen Lebensmittel- und Arzneimittelbehörde identifiziert wurde. Der niederländische Minister gab bekannt, dass er das Foto bereue und zu diesem Zeitpunkt nicht wisse, mit wem er das Foto mache. „Natürlich möchte ich in keiner Weise mit dem Taliban-Regime in Verbindung gebracht werden. Ich unterstütze die Menschenrechte und insbesondere die Rechte der Frauen“, er sagte.

Die Taliban haben nach dem Abzug des US-Militärs im Jahr 2021 die Macht in Afghanistan zurückerobert. Nach dem islamischen Scharia-Recht haben sie viele Rechte von Frauen abgeschafft und unter anderem öffentliche Hinrichtungen und Steinigungen wieder eingeführt. Auch die Taliban-Regierung soll Terrorgruppen schützen, was sie ansonsten bestreitet. Deutschland und die Niederlande erkennen die Taliban-Regierung wie die allermeisten anderen Länder nicht an.

Hildebrand Geissler

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