Ein Indianerhäuptling, der in Deutschland Staub aufwirbelt

Auch in Deutschland nehmen die politische Korrektheit und die Löschkultur zu. Eine Grünen-Politikerin musste sich für ihre Kindheitserinnerungen entschuldigen und einem prominenten Historiker wurde ein Online-Vortrag über afrikanische Kolonialgeschichte verweigert, weil er weiß ist.

Im September finden in Deutschland Bundestagswahlen statt. Da Deutschland das wichtigste Mitglied der EU ist, dürfte diese Wahl europaweite Auswirkungen haben. Den jüngsten Meinungsumfragen zufolge schrumpft der Vorsprung von CDU/CSU. Sie liegen derzeit bei 27 Prozent. Dahinter folgen die Grünen mit 22 Prozent.

Deutsche „Aufwecker“

Den Prognosen zufolge besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass die Koalition aus CDU/CSU und Grünen nach der Wahl Deutschland anführen wird. In diesem Fall ist damit zu rechnen, dass die deutsche Regierungspolitik in einigen Bereichen noch stärker linksorientiert sein wird.

Tatsache ist, dass man in der deutschen Linken, zu der auch die Grünen gehören, zunehmend auf die sogenannten „Erwachten“ oder die sogenannten „Erwachten“ setzt aufwachen Ideologie (auch Wachheit oder Wokismus), der im englischsprachigen Raum an Bedeutung gewinnt. Dazu gehören politische Korrektheit, Identitätspolitik und die sogenannte Löschkultur (Kultur abbrechen).

„Indianerhäuptling“ von Bettina Jarasch

Ein Beispiel für die politische Korrektheit der deutschen „Erwachten“ sind die jüngsten Ereignisse bei den Grünen. Alles begann bei einem Treffen der Berliner Grünen, bei dem unter anderem ein öffentliches Gespräch zwischen dem Vorsitzenden der Berliner Grünen stattfand Werner Graf Und Bettina JaraschSpitzenkandidat der Grünen bei der Herbstwahl zum Berliner Stadt- und Landtag.






Die 52-jährige Bettina Jarasch, die Kandidatin der Grünen für das Amt des Berliner Oberbürgermeisters, hat kürzlich erkannt, dass es in ihrer Partei viele glühende Verfechter der politischen Korrektheit gibt und dass sie ihre Worte sehr sorgfältig wählen muss.
Foto: Reuters


In einem lockeren Gespräch, das auch in einem Video veröffentlicht wurde, fragte Graf Jarascheva unter anderem, wovon sie als Kind geträumt habe und was sie als Erwachsene tun würde. Jarascheva antwortete, dass sie als Kind Indianerhäuptling werden wollte – Indianerhäuptling auf Deutsch. Sowohl Graf als auch Jarascheva lachten über ihre Antwort.

Aschenverstreuung und Zensur

Viele ihrer „aufgeweckteren“ Parteikollegen lachten nicht. Das Wort störte sie indisch, ein Inder, weil es die amerikanischen Ureinwohner diskriminiert, schreibt der Tagesspiegel. Ihrer Meinung nach sollte Jarascheva die Bezeichnung „Indianer“ oder „Inder“ verwenden Ureinwohner Amerikas (Indianer) oder Indigener Völker (ursprüngliche Völker).

Anschließend entschuldigte sich Jarascheva zerknirscht. Die Verwendung des Begriffs „Indianerhäuptling“ beschrieb sie als gedankenlose Erinnerung an ihre Kindheit und fügte selbstkritisch hinzu, dass sie selbst noch viel zu lernen habe. Doch es blieb nicht beim Verstreuen der Asche, denn die Grünen zensierten das Video daraufhin – sie schnitten einfach ihre Worte über den Indianerhäuptling heraus.

Die Grünen als Verbotspartei?

Da die Chancen gut stehen, dass die Grünen nach der diesjährigen Wahl eine wichtige Rolle in der neuen deutschen Regierung spielen werden, ist die Berlin-Indianer-Affäre natürlich zu einem gesamtdeutschen Thema geworden. Chefredakteur der deutschen Zeitung WirtschaftsKurier Oliver Stock schrieb in seinem Kommentar, dass dies ein weiterer Beweis dafür sei, dass die Grünen die Partei des Verbots seien.




Auch beim Bau von Einfamilienhäusern schrecken die Grünen aus Umweltschutzgründen zurück.  Ein von Grünen und SPD regierter Hamburger Bezirk sieht in seinen Bebauungsplänen keine Grundstücke mehr für den Bau von Einfamilienhäusern vor.  |  Foto: Guliverimage/Vladimir Fedorenko

Auch beim Bau von Einfamilienhäusern schrecken die Grünen aus Umweltschutzgründen zurück. Ein von Grünen und SPD regierter Hamburger Bezirk sieht in seinen Bebauungsplänen keine Grundstücke mehr für den Bau von Einfamilienhäusern vor.
Foto: Guliverimage/Vladimir Fedorenko


„In der Partei gibt es null Toleranz für Andersdenkende. Wer würde für so etwas stimmen? „Es geht darum, die Mentalität zu ändern. Ein halbes Jahr vor den Wahlen liegt es an jedem von uns, zu entscheiden, ob wir daran teilnehmen wollen oder nicht“, warnt Stock.

„Grüne Hüter der Moral“

„Wo Gedanken und Diskussionen darüber tabu sind, herrscht das Gegenteil von Freiheit und Demokratie. Wo es keinen Wettbewerb zwischen Lebensmodellen gibt, gibt es Langeweile, Mittelmäßigkeit und Sozialismus. Und genau in diese Richtung gehen die grünen Hüter der Moral“, so Stock schrieb unter anderem. .

Die Affäre um den Indianerhäuptling ist nicht die einzige Affäre, die mit den „Erweckern“ in Zusammenhang steht und seit einigen Tagen in Deutschland für Aufregung sorgt. Zuletzt wollte die Stadt Hannover im Rahmen der internationalen Antirassismus-Wochen vier Online-Debatten veranstalten. Drei Online-Diskussionen wurden unter Dach und Fach gebracht, eine wurde abgesagt.

Deutscher Historiker Helmut Bley

Eine Online-Diskussion oder Veranstaltung, bei der ein prominenter deutscher Historiker ausgefallen wäre Helmut Bley hielt einen Vortrag über Afrikaner und Kolonialismus in Afrika. Der deutschen Tageszeitung zufolge ist Bley dafür bekannt, seit den 1960er Jahren Verbrechen in den afrikanischen Kolonien Deutschlands aufzudecken.




Kann ein weißer Historiker aus Europa einen Vortrag über afrikanische Geschichte und die Geschichte des Kolonialismus in Afrika halten?  Einige in Deutschland meinen, das sollte nicht der Fall sein.  |  Foto: Reuters

Kann ein weißer Historiker aus Europa einen Vortrag über afrikanische Geschichte und die Geschichte des Kolonialismus in Afrika halten? Einige in Deutschland meinen, das sollte nicht der Fall sein.
Foto: Reuters


Im Jahr 2013 verteidigte er seine wissenschaftliche Feststellung, er sei ein deutscher General, erfolgreich vor Gericht Paul von Lettow-Vorbeck in Afrika Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen haben. Er musste vor Gericht, weil die Töchter des verstorbenen Generals des Kaiserreichs ihn wegen Verunglimpfung des Andenkens an ihren Vater verklagten.

Kann ein weißer Mann einen Vortrag über afrikanische Geschichte halten?

Dennoch war Bley für die deutsche Anti-Rassismus-Organisation Idira inakzeptabel. Für sie war es inakzeptabel, dass ein weißer Mann darüber dozierte, wie man über die Geschichte Afrikas und über Afrikaner denkt. Letztlich sagte die Stadt die Online-Veranstaltung mit Bley ab.

Svea OstermeierEin Mitglied von Idira erklärte gegenüber der Tageszeitung, dass es besser wäre, wenn es um die explizite Geschichte der Schwarzen gehe, dass insbesondere Schwarze zu Wort kommen, da sie in einer überwiegend weißen Gesellschaft ohnehin nicht ausreichend gehört würden.

Bley behauptet, er sei Opfer von Löschung und Zensur

Bley ist jedoch überzeugt, dass er ein Opfer der Löschkultur ist. Vor der Online-Veranstaltung sprach Bley mit Vertretern von Idira, darunter auch Ostermeier. Sie verließen das Gespräch mit ihm und sagten später auch ihre Teilnahme an der Online-Veranstaltung ab, bei der Bley seinen Vortrag gehalten hätte. Einen Tag später erhielt Bley einen Anruf von der Stadtverwaltung, dass sein Vortrag abgesagt worden sei.

Eine Fehlentscheidung eines Beamten der Stadtverwaltung, glaubt Bley, der die ganze Veranstaltung in einen größeren Zusammenhang stellt. Wie er sagt, gibt es eine breite Anti-Zensur-Bewegung, die glaubt, dass nur Menschen, die von einem Problem betroffen sind, das Recht haben, darüber zu sprechen.

Almeric Warner

"Unternehmer. Professioneller Bacon-Enthusiast. Fällt oft hin. Extrem introvertiert. Analytiker. Denker."

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