AfD aus ID-Fraktion im Europaparlament ausgeschlossen – Megafon

Die Fraktion Identität und Demokratie (ID) im Europaparlament hat heute alle neun Abgeordneten der rechtsextremen deutschen Partei Alternative für Deutschland (AfD) ausgeschlossen. Als Grund für den Ausschluss nannte der Fraktionsvorsitzende, der Italiener Marco Zanni, eine umstrittene Aussage des AfD-Mitglieds Maximilian Krah.

Krah sorgte unter anderem mit der Aussage in einem in der italienischen La Repubblica und der Financial Times veröffentlichten Interview für Aufsehen, er selbst würde „niemals sagen, dass alle, die die Uniform der SS-Einheiten tragen, automatisch Kriminelle sind“. Damit kommentierte Krah die Aussagen des deutschen Schriftstellers Günter Grass, der vor seinem Tod zugab, als Jugendlicher der Nazi-SS beigetreten zu sein.

Auch der 47-jährige Krah war wegen seines ehemaligen Kollegen und wegen verdächtiger Zahlungen aus Russland und China ins Rampenlicht geraten. Die Parteiführung verbot ihm deshalb Auftritte bei Wahlveranstaltungen. Auch Petr Bystron, Nummer zwei der AfD-Europaliste, wird den Wahlkampf wegen Korruptionsermittlungen nicht mehr leiten.



In der von der deutschen Nachrichtenagentur dpa zusammengefassten Entscheidung der Fraktion heißt es: Aufgrund einer Reihe von Vorfällen, in die Maximilian Krah und damit auch die deutsche Delegation der Fraktion verwickelt waren, und aufgrund der Tatsache, dass diese Vorfälle die Einheit und das Ansehen der Fraktion beschädigt haben, wird die Mitgliedschaft der Mitglieder der deutschen Delegation mit sofortiger Wirkung suspendiert.

„Die ID-Gruppe möchte nicht länger mit den Vorfällen rund um Maximilian Krah, den Spitzenkandidaten der AfD für die Europawahl, in Verbindung gebracht werden“, schrieb die Italienische Liga, in der die größte Zahl rechtsextremer politischer Gruppen vertreten ist, laut der französischen Nachrichtenagentur AFP in einer Pressemitteilung.

Über den Ausschlussvorschlag wurde in einem internen schriftlichen Verfahren abgestimmt. Nach dpa-Informationen unterstützten Abgeordnete aus den Reihen der Italienischen Lega, der französischen Nationalversammlung, der flämischen Partei Vlaams Belang, der Dänischen Volkspartei und der tschechischen Partei Freiheit und Direkte Demokratie den Antrag zum Ausschluss von AfD-Mitgliedern. Abgeordnete der Freien Österreichischen Partei (FPÖ) und der Konservativen Volkspartei Estlands stimmten dagegen.

Die Leiterin der deutschen AfD-Delegation, Christine Anderson, hatte zuvor versucht, den Ausschluss der gesamten Delegation zu verhindern und eine Anhörung gefordert. Sie legte zudem einen Antrag vor, nur Kraha auszuschließen, der von sechs weiteren AfD-Abgeordneten in der ID-Fraktion unterstützt wurde.

Der Ausschluss der AfD-Abgeordneten kurz vor der Europawahl habe vor allem symbolischen Charakter, betont die dpa.

Nach dem Beschluss zum Ausschluss von Mitgliedern aus der ID ist die AfD-Spitze entschlossen, auch nach der Europawahl auf europäischer Ebene nicht isoliert zu bleiben. „Wir nehmen die Entscheidung der ID-Fraktion zur Kenntnis. Dennoch blicken wir optimistisch in die Wahlnacht und die darauffolgenden Tage“, erklärten die Parteivorsitzenden Alice Weidel und Tina Chrupalla in Berlin.

Risse in der ID-Fraktion waren bereits am Dienstag sichtbar geworden, als die rechtsextreme Partei der französischen Nationalversammlung ankündigte, bei der künftigen Zusammensetzung des Europaparlaments nicht mit der AfD zusammenzuarbeiten, was Auswirkungen auf den Wahlausgang der ID und die Bildung von Allianzen nach der Wahl haben könnte.

Christiane Brandt

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