Zum 30. Jahrestag der rassistischen Anschläge in Rostock warnte Steinmeier vor neuer Gewalt



Bundespräsident Steinmeier und die Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern Manuela Schwesig besuchten im Rahmen der Gedenkfeier das Sonnenblumenhaus. Foto: Reuters

Die Ausschreitungen begannen am 22. August 1992 mit Anschlägen auf eine Aufnahmeeinrichtung für Asylbewerber im Nordwesten Rostocks. Rund 2000 Menschen versammelten sich vor dem Aufnahmezentrum im Kreis Lichtenhagen.

Am Abend begannen rund 200 meist junge Menschen, Steine ​​auf das Gebäude zu werfen. Zu den Randalierern gesellten sich später Rechtsextreme, und Molotow-Cocktails flogen auf das Gebäude zu. Rechte Parolen und Aufrufe wie „Deutschland für Deutsche, Ausländer raus!„. Anwohner dort, die die Ereignisse verfolgten, ermutigten die Randalierer durch Beifall.

Die Unterkunft für Asylsuchende wurde evakuiert. Die Randalierer zielten dann auf das benachbarte Heim für ehemalige vietnamesische Arbeiter, in dem 115 vietnamesische Einwanderer, darunter kleine Kinder, untergebracht waren.


Steinmeier besuchte auch den vietnamesischen buddhistischen Tempel in Rostock.  Foto: Reuters
Steinmeier besuchte auch den vietnamesischen buddhistischen Tempel in Rostock. Foto: Reuters

Nachdem sich die zahlenmäßig unterlegene Polizei nach zwei Tagen der Unruhen vom Tatort zurückgezogen hatte, begannen Molotow-Cocktails auf das Gebäude zu fliegen. Als das Gebäude brannte, beobachteten und förderten rund 3.000 Menschen die Ereignisse davor. Den vietnamesischen Heimbewohnern, die sich vor den Angreifern im Gebäude verbarrikadiert hatten, gelang die Flucht auf das Dach und von dort in andere Teile des Hochhauses, von wo aus sie in Sicherheit gebracht wurden.

Während der viertägigen Ausschreitungen nahm die Polizei 370 Personen fest und leitete 408 Ermittlungen ein. 204 Polizisten wurden verletzt. Bei den Unruhen wurden keine Todesopfer gefordert.

„Schande über unser Land“

In einer Rede heute am Ort der Anschläge vor 30 Jahren verurteilte Steinmeier Rechtsextremismus und Politik. „Was in Rostock passiert ist, ist eine Schande für unser Land. Politiker tragen große Verantwortung für diese Schande,„, sagte der Bundespräsident in Rostock. Anfang der 1990er Jahre habe er allen deutschen Parteien Hassrhetorik vorgeworfen, und auch die Behörden hätten lange gewartet, bevor sie die Ausschreitungen verurteilten, berichtet die Deutsche Welle.

Warnung vor neuer Gewalt: „Alles Normale wird in Frage gestellt“

Er warnte davor, dass es Deutschland in den vergangenen Jahren nicht gelungen sei, Hass und Radikalismus auszurotten, sodass immer noch die Gefahr neuer Gewalt bestehe. Diese Gefahr ist in dieser Zeit besonders groß, denn „vdas Normale wird in Frage gestellt, und es treten auch neue Einschränkungen auf„.

Er wies darauf hin, dass Deutschland in den letzten drei Jahrzehnten aufeinanderfolgende Wellen des Rechtsextremismus erlebt habe, und warnte davor, dass radikale Gruppen die Flüchtlingskrise 2015 und Maßnahmen gegen das Coronavirus ausgenutzt hätten. Rechtsextreme und Linksextreme haben bereits vor dem bevorstehenden herausfordernden Winter Proteste gegen die Regierung angekündigt.

Christoph Winter

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