Auch Slowenien für einen gemeinsamen europäischen Raketenabwehrschirm

Deutschland und 12 Nato-Mitglieder, darunter Slowenien, haben in Brüssel eine Absichtserklärung zur gemeinsamen Beschaffung von Luftverteidigungssystemen unterzeichnet

Das Raketenabwehrsystem American Patriot ist bereits in einigen osteuropäischen Nato-Mitgliedern installiert
© Nato / Flickr

Gemeinsam mit mehr als zehn Ländern, darunter Slowenien, hat Deutschland mit der Umsetzung eines Projekts zum Aufbau eines gemeinsamen europäischen Luftverteidigungssystems begonnen. Die Verteidigungsminister der dem Projekt beigetretenen Länder haben am Rande des Nato-Treffens eine Beitrittserklärung zur Initiative „Protecting the European Sky“ unterzeichnet, berichtet die deutsche Nachrichtenagentur dpa.

Der slowenische Verteidigungsminister Marjan Šarec unterzeichnete auch die Absichtserklärung zur Stärkung des europäischen Pfeilers in der gemeinsamen Luft- und Raketenabwehr der NATO durch die Initiative „Protection of the European Sky“, schrieb das Verteidigungsministerium auf Twitter. Die Initiative bringe einen praktischen Ansatz zur Stärkung der Luft- und Raketenkapazitäten der NATO in Europa, sagten sie.

Mit dem Aufbau eines neuen Luftverteidigungssystems wollen die Länder die Lücken im derzeit bestehenden Nato-System für Europa füllen. Mängel wurden unter anderem bei der Abwehr von ballistischen Flugkörpern festgestellt, die auf ihrem Weg große Höhen erreichen, sowie bei der Abwehr von Drohnen und Lenkflugkörpern.

Hintergrund der deutschen Initiative ist vor allem der russische Einmarsch in die Ukraine, der laut NATO die Sicherheitslage in Europa erheblich verändert hat. Die Raketenabwehr in Europa richtet sich bisher vor allem gegen potenzielle Bedrohungen aus dem Iran, und gerade deshalb betonen die Verteidigungsminister die Notwendigkeit zusätzlicher Anstrengungen im Bereich der Luftverteidigung.

Im Rahmen des Projekts sollen die Länder gemeinsam neue Waffensysteme anschaffen, die helfen, die Luftverteidigung des Territoriums noch günstiger aufzubauen. „Damit werden wir unserer gemeinsamen Verantwortung gerecht, für die Sicherheit auf unserem Kontinent einzutreten“, sagte Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht zum Start des Projekts.

Neben Deutschland und Slowenien beteiligen sich 13 weitere Länder an dem Projekt. Großbritannien, die Slowakei, Norwegen, Lettland, Ungarn, Bulgarien, Belgien, die Tschechische Republik, Finnland, Litauen, die Niederlande und Rumänien haben sich der heutigen Unterzeichnung angeschlossen. Laut Diplomaten will auch Estland beitreten.

Bundeskanzler Olaf Scholz kündigte bereits Ende August Pläne für ein neues europäisches Luftverteidigungssystem an, als er von den Vorteilen für die Sicherheit ganz Europas sprach und argumentierte, dass eine gemeinsame europäische Luftverteidigung kostengünstiger und erfolgreicher sei als wenn jedes Land seine eigene Luftverteidigung aufbaut.

Deutschland setzt derzeit Stinger-Flugabwehrraketen für Nah- und Flugabwehreinsätze und das Patriot-Raketenabwehrsystem für mittlere Reichweiten ein. Künftig will er auch die Abwehr ballistischer Flugkörper perfektionieren, die auf ihrem Weg eine große Höhe erreichen.

Angesichts dessen ist eine der wahrscheinlichen Optionen der Erwerb des israelischen Raketenabwehrsystems Arrow 3, das Raketen bis zu einer Höhe von mehr als 100 Kilometern zerstören kann. Außerdem würden Gespräche über den Kauf weiterer Patriot- und Iris-T-Systeme geführt, schreibt dpa.

Die NATO-Verteidigungsminister werden heute ein zweitägiges Treffen in Brüssel abschließen. Im Vordergrund der Gespräche stehen die Abschreckungs- und Abwehrhaltung des Bündnisses angesichts des Krieges in der Ukraine sowie die Stärkung der kriegsbedingten Waffenproduktion. In der Zwischenzeit wird Šarec eine Erklärung zur Stärkung der Zusammenarbeit mit seinem deutschen Amtskollegen Lambrecht unterzeichnen.

Auf der Tagesordnung stehen auch die Explosionen in der Ostsee, die ein Gasleck aus den Gaspipelines Nord Stream 1 und 2 verursachten. Die Sitzung, an der erstmals auch Schweden und Finnland in vollem Umfang teilnehmen werden, endet mit einer Diskussion über internationale Missionen.

Almeric Warner

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