„Auf dem Weg zur deutschen Kolonialgeschichte“: Geraubte Artefakte kehren nach Nigeria zurück

Sie fügte hinzu, dass Menschen auf der ganzen Welt das Recht auf Zugang zu ihrem eigenen kulturellen Erbe haben und selbst entscheiden sollten, wie sie es bewahren und an zukünftige Generationen weitergeben.



Aufforderungen zur Rückgabe von Artefakten an die Herkunftsländer wehren sich westliche Museen in der Regel hartnäckig mit dem Hinweis, dass diese Länder nicht über die garantierten „angemessenen Bedingungen“ und ausreichenden Ressourcen zur Pflege der Wertgegenstände verfügen. Foto: Reuters

Die Eigentumsübertragung der wertvollen Kunstwerke, die sich seit Ende des 19. Jahrhunderts in Deutschland befinden, ebnet den Weg für die heute angekündigte Unterzeichnung einer Absichtserklärung zwischen Deutschland und Nigeria. Die bronzenen Kunstwerke aus Benin werden daher nur nach Nigeria zurückkehren.

Das Memorandum wird heute Nachmittag in Berlin von der deutschen Außenministerin Annalena Baerbock und dem Kulturminister sowie ihren nigerianischen Amtskollegen unterzeichnet Zubair Dada und Lai Mohammed. Mit der Unterzeichnung der Erklärung soll Deutschland auch die ersten beiden in Berlin befindlichen Bronzekunstwerke an die nigerianische Seite übergeben.

Die Artefakte befinden sich in etwa 20 deutschen Museen
Etwa 1.100 verzierte Bronzen aus dem Palast des damaligen Königreichs Benin, heute Teil von Nigeria, sind in etwa 20 deutschen Museen zu finden. Die meisten Objekte stammen aus der Zeit der britischen Plünderung im Jahr 1897. Damals fielen Angehörige der britischen Armee in das damalige Königreich Benin ein und plünderten dort die Schreine und Paläste.

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Deutsche Museen und Politiker haben es jahrzehntelang vermieden, über konkrete Regelungen zur Übergabe oder gar Rückgabe von Kunstwerken zu diskutieren. Vertreter der Bundesregierung, Nigerias und der Museen gaben dann im vergangenen Jahr den Beginn des Verfahrens zur Rückübertragung der Eigentumsrechte bekannt. Nach langwierigen Verhandlungen wurde am Dienstag bekannt gegeben, dass beide Seiten eine endgültige Einigung erzielt haben, berichtet die deutsche Nachrichtenagentur DPA.

Die umfangreichsten Sammlungen beninischer Bronzekunst befinden sich in den Völkerkundemuseen der deutschen Städte Stuttgart, Hamburg, Köln, Dresden, Leipzig und Berlin. Und diese Museen sind derzeit in die geplante Eigentumsübertragung einbezogen.

Eine konkrete Auswahl der Kunstwerke sei laut dpa noch nicht erfolgt, habe aber in Berlin bereits betont, dass die nicht zur Ausleihe bestimmten Objekte in Zusammenarbeit mit der nigerianischen Seite schnellstmöglich zurückgegeben werden müssten.

„Die Rückgabe der Benin-Bronze-Artefakte unterstreicht das Bekenntnis zur Auseinandersetzung mit der deutschen Kolonialgeschichte. Dies soll der Beginn eines neuen, anderen kulturellen Engagements sein.“ sagte der Minister.

Die bronzenen Kunstwerke aus Benin, die Deutschland an Nigeria zurückgibt, sind gleichzeitig zu Symbolen des sich wandelnden Museumsdiskurses geworden, in dem die Debatte um historische Verantwortung und koloniales Unrecht aktuell geworden ist. Die Rückführung von Kunstgegenständen aus Deutschland und Nigeria hat damit auch internationale Dimensionen. Nigeria hat bereits vor kurzem angekündigt, dass es erwartet, dass andere Länder Deutschland bei der Rückgabe gestohlener Kunstwerke folgen werden.

Hildebrand Geissler

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