Der Beitritt Kroatiens zu Schengen hat nicht nur für Slowenien eine positive Seite

Mit Beginn des neuen Jahres hat der Schengen-Raum ein neues Mitglied bekommen, unser südliches Nachbarland Kroatien. Nach 12 Jahren ist es das erste neue EU-Mitglied, das sowohl der Schengen- als auch der Eurozone beigetreten ist und (fast) vollständigen freien Personen- und Warenverkehr genießt.

Die wichtigste Nachricht für die Slowenen ist natürlich das Ende der langen und unangenehmen Sommerwarteschlangen auf dem Weg zum kroatischen Meer und das Ende des Umtauschs unserer Euros in kroatische Kuna. Dennoch wirft der Beitritt Kroatiens zur Schengen- und Eurozone sowohl für die Europäische Union als auch für Slowenien und Kroatien neue und alte Fragen und Dilemmata auf.

Österreichisches Problem

Unter normalen Umständen sollte der Beitritt Kroatiens zum Schengen-Raum ein freudiges Ereignis für alle Befürworter der europäischen Integration sein, aber das ist nicht ganz der Fall. Die größte Herausforderung, die sowohl auf Slowenen als auch auf Europäer wartet, ist Österreichs Reaktion auf die Verschiebung der Schengen-Grenze nach Süden. Kroatiens Grenze zu Serbien und Bosnien und Herzegowina ist insgesamt 1.257 Kilometer lang. Dadurch wird die Kontrolle der Außengrenzen der Europäischen Union dramatisch erschwert als bisher. Starke Migrationswellen auf der Balkanroute könnten schnell zur Einrichtung von Grenzkontrollen auch an der slowenisch-kroatischen Grenze führen, so wie es Österreich derzeit tut. Letztere hat vor mehr als zwei Jahren die Schengen-Grenze zu Slowenien ausgesetzt, was eigentlich gegen europäisches Recht verstößt, was im April letzten Jahres auch vom Europäischen Gerichtshof in Luxemburg (EuGH) bestätigt wurde.

Unter normalen Umständen sollte der Beitritt Kroatiens zum Schengen-Raum ein freudiges Ereignis für alle Befürworter der europäischen Integration sein, aber das ist nicht ganz der Fall. Die größte Herausforderung, die sowohl auf Slowenen als auch auf Europäer wartet, ist Österreichs Reaktion auf die Verschiebung der Schengen-Grenze nach Süden.

Die österreichische Kontrolle an der Grenze zu Slowenien kann auf zwei Arten verstanden werden. Einerseits ist der illegale Migrantenstrom über die Balkanroute nach wie vor präsent, von dem wir täglich in den Medien lesen können. Andererseits dient es der Regierungspartei OVP zweifellos dazu, dringend benötigte innenpolitische Punkte zu sammeln.

Touristenprivileg

Neben Kroatien hofften auch Rumänien und Bulgarien auf den Beitritt zum Schengen-Raum und warteten schon viel länger geduldig auf dieses Privileg. Dennoch blockierten die Niederlande und Österreich die Einreise dieser beiden Länder in den Schengen-Raum. Als Hauptgrund für die Blockade Österreichs und der Niederlande wird die Unterentwicklung der rumänischen und bulgarischen Volkswirtschaften genannt, die neben der Anwesenheit von Österreich den Hauptgrund für die Massenmigration junger Rumänen und Bulgaren in die alten EU-Mitglieder darstellen bereits sprichwörtliche Korruption in beiden Ländern.

Die inhaltlichen Argumente für das Veto Österreichs und der Niederlande gegen den Beitritt Rumäniens und Bulgariens in den Schengen-Raum sind wohl zutreffend, aber wir können uns des Eindrucks nicht erwehren, dass das Abkommen über den Beitritt Österreichs und der Niederlande für den Beitritt Kroatiens zum Schengen-Raum Schengen-Raum ist auch aus innenpolitischen Gründen, weil beide Länder ihren Touristen einen freundlichen Zugang zur langen kroatischen Küste gewährleisten wollen. Es ist also eine Art Touristenprivileg für österreichische und niederländische Touristen, die sich sonst nicht so sehr für den Ostbalkan interessieren.

Foto: Foto: Anže Malovrh/STA

Die Entscheidung der österreichischen und der niederländischen Regierung wirft neue Zweifel an den innereuropäischen Beziehungen auf, die in aktuellen Krisenzeiten nur Öl ins Feuer gießen können. Gute Beobachter werden auch feststellen, dass sich Kroatien eine noch stärkere und stabilere Position in der Region gesichert hat.

Die wichtigste Lehre dieser Ereignisse für Slowenien sollte die Erkenntnis der slowenischen Politik sein, dass wir im diplomatischen Sinne wieder einmal allein gelassen werden.

Slowenien isoliert sich

Die wichtigste Lehre dieser Ereignisse für Slowenien sollte die Erkenntnis der slowenischen Politik sein, dass wir im diplomatischen Sinne wieder einmal allein gelassen werden. Natürlich bedeutet der Beitritt Kroatiens zu Schengen viel Positives für die slowenische Wirtschaft und Bevölkerung, aber wenn wir berücksichtigen, dass das langfristige Schicksal der Regulierung des Verlaufs unserer Grenze zu Kroatien noch unklar ist und das gleichzeitig Österreich behält die Kontrolle über unsere Nordgrenze, wir können daraus schließen, dass etwas nicht stimmt.

Die Einreise Kroatiens wegen unserer südlichen Grenze zu blockieren, wäre zwar eine extreme Entscheidung, aber dennoch scheint die slowenische politische Spitze dieser Entwicklung völlig passiv gegenübergestanden zu haben. Hier kann die Schuld natürlich nicht der aktuellen oder vorherigen Regierung angelastet werden, sondern der gesamten slowenischen Politik, die der Außenpolitik noch zu wenig Beachtung zu schenken scheint. Die von uns seit Jahren beobachtete Passivität ist mit ein Grund dafür, dass Österreich ohne Konsequenzen die Kontrolle über unsere Grenze behalten kann, obwohl wir seit fünfzehn Jahren gleichberechtigte Mitglieder des Schengen-Raums sind, und sie ist auch mit ein Grund dafür, warum Kroatien es ist vor uns im regionalen politischen Raum.

Natürlich ist die Situation nicht hoffnungslos, aber wir können uns nur wünschen, dass die slowenische Politik auf der Arbeit des derzeitigen Präsidenten der Republik aufbaut und zumindest versucht, Kroatien und Österreich zu unseren echten Partnern zu machen. Migrations- und geopolitische Herausforderungen im Westbalkan könnten gelöst werden, wenn sich diese drei Länder zusammenschließen und aktiv für ihr gemeinsames Wohl zusammenarbeiten würden.

Rebekka Albrecht

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