Berlin – Ein ehemaliger deutscher Bundeskanzler ist heute im Alter von 96 Jahren in Hamburg gestorben Helmut Schmidt. „Dem Altkanzler geht es so schlecht, dass er nicht einmal mehr rauchen kann“, berichteten deutsche Medien gestern, nachdem die Ärzte dem langjährigen Raucher auch nach einer Beinoperation im September erlaubt hatten, seinem beliebten Laster zu frönen – wenn er Hätte er es nicht getan, hätte er wahrscheinlich auch nicht auf sie gehört.
Der Sozialdemokrat, der Westdeutschland zwischen 1974 und 1982 regierte, war auch bis ins hohe Alter für seinen klaren Kopf bekannt und erhielt vor nicht allzu langer Zeit die meisten Stimmen in der Rangliste der beliebtesten Nachkriegskanzler (West-)Deutschlands . In einer Ende 2013 vom Magazin Stern veröffentlichten Umfrage gewann er ein Viertel aller Stimmen vor dem ersten Nachkriegskanzler Konrad Adenauer und der sozialdemokratischen Legende Willy Brandt. Der Vater der deutschen Einheit, Helmut Kohl, der 1982 Schmidts liberale Partner für sich gewann und selbst eine Koalitionsregierung mit der FDP bildete, landete nur auf dem vierten Platz. Auch der langjährige Vorsitzende der Christdemokraten ist nach einem Sturz gesundheitlich angeschlagen, doch trotz seiner 85 Jahre hält er nach einer Hüftoperation im Frühjahr noch durch.
Helmut Heinrich Waldemar Schmidt wurde im Dezember 1918 als Sohn eines Lehrervaters geboren, der, wie in den 1980er Jahren bekannt wurde, der uneheliche Sohn eines jüdischen Geschäftsmannes war. Vor Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde der junge Schmidt wegen seiner antinationalsozialistischen Gesinnung aus der NS-Jugendorganisation Hitlerjugend ausgeschlossen, 1937 jedoch dennoch zur Wehrmacht eingezogen, mit der er unter anderem an der die Belagerung Leningrads.
Nach dem Krieg befand er sich einige Zeit in alliierter Kriegsgefangenschaft, trat jedoch bereits 1946 der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands bei und bekleidete hohe Positionen in der Regierung Willy Brandts, darunter im Verteidigungs-, Außen-, Wirtschafts- und Finanzministerium. Als Brandt 1974 wegen der Entdeckung eines ostdeutschen Spions in seinem Umfeld zurücktreten musste, zog Schmidt ins Bonner Kanzlerpalais und setzte sich besonders für die europäische Einigung ein.
Auch nach seiner Pensionierung galt er als einer der führenden Befürworter Deutschlands für eine europäische Währungsunion und eine gemeinsame Zentralbank. Der verstorbene sozialdemokratische Kanzler war bei den Deutschen auch für seinen Pragmatismus und seine Unverblümtheit beliebt, denn er war berühmt dafür, dass er verkündete, dass Menschen mit Visionen zum Augenarzt gehen sollten.
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