Die größte italienische Bank Unicredit kauft die Anteile der zweitgrößten deutschen Bank Commerzbank. In Deutschland, erschüttert von den Ankündigungen von Volkswagen, Fabriken zu schließen und Unternehmen ins Ausland zu verlagern, wird gemunkelt, dass die Commerzbank bereits die nächste deutsche Ikone sein wird, die ins Wanken gerät.
Am Mittwoch verkaufte die Bundesregierung einen Anteil von 4,49 % an der deutschen Commerzbank für 702 Millionen Euro an die italienische Bankengruppe Unicredit. Damit wurde Unicredit mit neun Prozent drittgrößter Anteilseigner der Frankfurter Bank.
Werden die Italiener in 90 Tagen eine deutsche Bank besitzen?
Die Italiener gaben am Mittwoch außerdem bekannt, dass sie Fusionsgespräche mit Deutschlands zweitgrößter Bank aufnehmen wollen. Größter Anteilseigner bleibt mit 12 Prozent der deutsche Staat, der sich sukzessive aus dem Eigentum zurückzieht.
Nach 90 Tagen kann der Bund seine nächsten Anteile an der zweitgrößten Bank verkaufen. Es ist durchaus möglich, dass die Italiener erneut zuschlagen. Dann wäre die Unabhängigkeit der Deutschen vorbei, schreibt die Website des deutschen Wirtschaftsmagazins Business Punk.
Der Rücktritt des langjährigen Bankchefs
Der Verkauf der Staatsbeteiligung an der Commerzbank fällt mit dem Rücktritt des Bankchefs zusammen Manfred Knof. Vor vier Jahren übernahm er die Leitung der Bank und strukturierte sie erfolgreich um. Prognosen zufolge wird sie seine Nachfolge an der Spitze der Bank antreten Bettina Orloppder derzeit Finanzvorstand der Bank ist.
Durch die Übernahme der Commerzbank würde Unicredit Zugang zum Rückgrat der deutschen Wirtschaft erhalten – dem Mittelstand.
Wie die oben genannten deutschen Medien schreiben, könnte die Commerzbank im Falle einer Übernahme durch Unicredit das Schicksal der Münchner HypoVereinsbank (HVB) erleiden. Die italienische Bank übernahm die HVB im Jahr 2005. Damals wurde noch gemunkelt, dass die HVB eine unabhängige Bank bleiben würde. Doch bald wurden alle Entscheidungen von Bankern in Mailand getroffen und der Name HVB verschwand.
Warum die Italiener die Commerzbank kaufen wollen
Unicredit will die Commerzbank übernehmen, weil sie die deutsche Bank ist, die am engsten mit den mittelständischen Unternehmen verbunden ist, die das Rückgrat der deutschen Wirtschaft bilden.
„Wenn eine große italienische Bank Zugang zu deutschen Unternehmen wie Miele, Hipp oder Stihl will, wäre der Kauf der Commerzbank ein großer Schritt dorthin – und gleichzeitig ein Stück deutscher Wirtschaftsgeschichte zu löschen“, schreibt Business Punk.
Deutsche Gewerkschaft gegen die Italiener
Unicredit-Chef Andrea Orcel verriet in einem Interview mit dem US-Medium Bloomberg, dass Unicredit am Kauf der Commerzbank interessiert sei. Die deutsche Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, die auch im Aufsichtsrat der Commerzbank vertreten ist, lehnt die mögliche Übernahme ab. Verdi forderte die Bundesregierung auf, keine weiteren Anteile an Unicredit zu verkaufen.
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