Man darf nicht unterschätzen, was die AfD in fünf Jahren erreichen kann. Sie wurde erst 2013 gegründet, stieg bei der letzten Bundestagswahl zur drittgrößten und ersten Oppositionspartei im Bundestag auf und rechnet dieses Jahr damit, in den Bundesländern Brandenburg, Sachsen und Thüringen Rekorde zu brechen.
Besonders fruchtbarer Boden für die neuen deutschen Nationalisten ist die ehemalige DDR, die aber auch bei der Europawahl im Mai auf gute Ergebnisse hofft. Das AfD-Programmkomitee kündigt an, man werde dort in der kommenden Legislaturperiode tiefgreifende Reformen anstreben, andernfalls sei bereits nach 2024 der Austritt oder die Auflösung der EU angesagt, heißt es.
Die Forderungen, die die AfD für die bevorstehenden Konsultationen im sächsischen Riesa vorbereitet, bleiben jedoch nicht dabei: Ihrer Überzeugung nach soll das 751 Mitglieder umfassende Europaparlament in eine „Europäische Versammlung“ mit höchstens einhundert Delegierten umgewandelt werden, die – im Gegensatz zu den derzeitigen paneuropäischen Wahlen – von den Parteien entsprechend den nationalen Wahlergebnissen in den Parlamenten der Mitgliedstaaten bestimmt wird.
Um die deutschen Nationalisten zufriedenzustellen, müssten auch der Euro, die Klimaziele, die Bemühungen um die Gleichstellung von Mann und Frau und ein höherer Stellenwert des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte begraben werden. Statt der EU wünscht sich die AfD einen losen Zusammenschluss autonomer Nationalstaaten und damit eine enge Zusammenarbeit im Kampf gegen die Islamisierung Europas, die aus Sicht der Partei eine Gefahr darstellt. Alexander Gauland Und Alice Weidel größer als je zuvor.
Für einige deutsche Nationalisten, darunter sogar einen „Spitzenkandidaten“ bei der Europawahl Jörg Meuthnder Zeitrahmen dieser Anforderungen sei „zu streng“. Der 57-jährige Abgeordnete der Fraktion Europa der Freiheit und der direkten Demokratie im Europäischen Parlament in einem Interview für Die Welt betont, man müsse „Vorschlägen für mehr Demokratie, Dezentralisierung und Subsidiarität“ mehr Zeit einräumen, doch selbst deutsche Nationalisten geben zu, dass sie nicht immer einer Meinung mit anderen Europäern sind. In der Kritik an der Migrationspolitik stimmen sie mit der Lega Italiana überein, in der Frage von Haushaltsdisziplin und Schulden jedoch nicht, und einige europäische Rechtsextremparteien, darunter die griechische Zlata Zora und die ungarische Jobbik, sind der neuen Auffassung zufolge sogar für sie zu radikal.
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