Deutsche zur Entscheidung, die Slowenien verärgert: Danke, Videobeweis!

Zum ersten Mal in der Geschichte der Handball-Begegnungen bei der Europameisterschaft wurde der Ausgang des Spiels durch Videoanalyse der Schiedsrichter entschieden. Es ebnete den Deutschen den Weg zu einem Unentschieden (25:25), verhinderte aber den Sieg Sloweniens, den die Mannschaft von Veselin Vujović bereits auf dem Platz gefeiert hatte. Wie sahen die deutschen Medien das spannende Spiel, das der „dritten Halbzeit“ diente?

Deutschland, das Land des aktuellen Europameisters, machte nach dem ungewöhnlichen Aufeinandertreffen am Montag keinen Hehl aus seiner Zufriedenheit. Die Elfa-Handballer erstanden fünf Minuten nach Ende der Begegnung einen Punkt. Erst dann, nach Sichtung des Videos, sorgten die beiden litauischen Schiedsrichter, die vor allem in der zweiten Halbzeit das slowenische Lager verärgerten, für einen stürmischen Ausgang der Begegnung.

Blaž Blagotinšek erhielt eine Rote Karte, weil er einen Spieler beim Ballspiel aus der Mitte unsachgemäß behinderte, und Deutschland bekam einen Schuss aus sieben Metern zugesprochen. Und die Chance, den 24:25-Rückstand in ein Unentschieden zu verwandeln. Dem Europameister gelang es.

Der deutsche Torwart kannte die neue Regel







Die Proteste von Veselin Vujović bei den Richtern aus Litauen waren vergeblich.
Foto: Reuters

Die deutsche Sportzeitung Bild widmet der Europameisterschaft in Kroatien große Aufmerksamkeit. Für gute Laune sorgte die Erkenntnis, dass die Deutschen nach einem Unentschieden gegen Slowenien bereits die Fortsetzung der Meisterschaft, den zweiten Teil des Wettbewerbs in Varaždin, gewonnen hatten. „Das Video hat unserer Nationalmannschaft den Punkt gerettet. Danke, Videobeweis“, schrieben sie bei Bild und erläuterten detailliert die Gründe für die späte Entscheidung des Schiedsrichters, die viel Staub aufwirbelte.

„Es war ein Handball-Krimi, wie wir ihn noch nie zuvor erlebt haben“, schrieb der Deutsche und fügte hinzu, der Torwart Silvio Heinevetter nach einem Treffer Blaža Janca (zum 25:24) warf den Ball Richtung Mitte.

Es waren noch vier Sekunden übrig, Paul Drux aber es war blockiert. Den letzten Wurf konnte er nicht schaffen, da in der Mitte zwei Slowenen im Halbkreis standen. „Wenn ein verteidigender Spieler in den letzten 30 Sekunden gegen die Regeln verstößt, bekommt er eine rote Karte und der Gegner automatisch eine Siebenmeterstrafe“, wird in den Regeln zitiert.




Bei Bild wiesen sie auf den Moment hin, als Paul Drux versuchte, aus der Mitte einen Schuss auf das slowenische Tor abzufeuern, ihn aber zwei slowenische Vertreter im Kreis behinderten.  |  Foto: Printscreen Bild


Bei Bild wiesen sie auf den Moment hin, als Paul Drux versuchte, aus der Mitte einen Schuss auf das slowenische Tor abzufeuern, ihn aber zwei slowenische Vertreter im Kreis behinderten.
Foto: Printscreen Bild

Litauischer Richter Mindaugas Gatelis Und Vaidas Mazeika habe sie berücksichtigt. Torwart Heinevetter sagte: „Ich kannte diese Regel. Das habe ich versucht, den Schiedsrichtern zu sagen.“ Sein Teamkollege Drux fügte hinzu: „Vor mir standen drei Slowenen. Das hätten sie nicht tun sollen, denn wir bekamen eine Siebenmeterstrafe.“ Auch Drux kannte die neuen Regeln.

Nach dem Treffen ist er der 39-jährige deutsche Trainer Christian Prokop atmete erleichtert auf, 17 Jahre älter Veselin Vujović, den Bild wegen seiner Heißblütigkeit Balkan-Vulkan nannte, aber er konnte es einfach nicht glauben. Das Duell verlief anders, als er es sich vorgestellt hatte. Zum zweiten Mal bei der Europameisterschaft in Kroatien war er von den Kampfrichtern sehr enttäuscht.

Er hatte sich noch nie so lange aufgewärmt




Tobias Reichmann schlug Matevž Skok aus sieben Metern.  |  Foto: Reuters


Tobias Reichmann schlug Matevž Skok aus sieben Metern.
Foto: Reuters

In der Ostsee Zeitung wurden in dem DPA-Bericht mehrere deutsche Vertreter zitiert. „Ich spiele schon lange Handball, aber so etwas habe ich noch nie erlebt“, gab er zu Kai Häfner. Deutscher Held Tobias Reichmannder nach einem Schuss aus sieben Metern für den 25:25-Endstand sorgte, gab zu, dass er sich noch nie so lange aufgewärmt hatte wie vor diesem Schuss.

Selector Prokop hob ein riskantes Spiel hervor, das den gewünschten Effekt brachte. „In der ersten Halbzeit haben wir nicht so gespielt, wie wir es uns vorgestellt hatten. In der zweiten sind wir mehr Risiken eingegangen und wurden dafür belohnt“, erklärte er.

Die oben genannte Zeitung schrieb zudem, dass es für die Deutschen deutlich schwieriger sei als im ersten Spiel der EP 2018, in dem sie das hilflose Montenegro besiegten (32:19). „Slowenische Fans haben die deutsche Nationalmannschaft bei jeder Aktion ausgebuht, was den Europameister begeistert hat. Sogar ein so erfahrener Kapitän wie Uwe Gensheimer verfehlte innerhalb kurzer Zeit zweimal das Siebenmetertor Urban Lesjak„Sie haben die Informationen nicht verpasst.“

Der deutsche Verband ist überzeugt, dass alles im Einklang mit den Regeln ist

Der Schleswig-Holsteinische Zeitungsverlag titelte den Bericht über das Aufeinandertreffen aus der Zagreb Arena mit Kriminalka in Zagreb und schrieb in der Einleitung, dass alles auf einen slowenischen Sieg hindeute. Die Rivalen jubelten bereits, und dann wurde eine Siebenmeterstrafe verhängt. „Nach dem Happy End eilten die deutschen Spieler herbei, um Tobias Reichmann zu umarmen und gratulierten dem Helden, der mit einem späten Tor den Endausgang eines spektakulären Spiels festlegte“, schrieben sie über das Spiel, in dem Deutschland einen Punkt gewann und sich bereits einen Punkt sicherte Platz im zweiten Teil des Wettbewerbs.




Die Freude des aktuellen Europameisters, der Deutschen, nach einem Punkt gegen Slowenien.  |  Foto: Mario Horvat/Sportida


Die Freude des aktuellen Europameisters, der Deutschen, nach einem Punkt gegen Slowenien.
Foto: Mario Horvat/Sportida

Rechtsaußen Melsungen sorgte für den Punkt für Deutschland. „Wir sind überglücklich, dass er der Aufgabe gewachsen war und gezeigt hat, dass er starke Nerven hat“, lobte Trainer Prokop den 29-jährigen Schützling. „Ich habe mich entspannt gefühlt. Ich habe darüber nachgedacht, die andere Ecke des Tores zu schießen, aber dann habe ich es mir anders überlegt“, sagte Reichmann. „Wichtig ist, dass wir einen Fünf-Tore-Rückstand aufgeholt und den Kopf hochgehalten haben. Auf diese Leistung können wir stolz sein“, fügte sein Trainer hinzu.

Der Deutsche Handballbund ist überzeugt, dass die Schiedsrichter die Entscheidung regelkonform getroffen haben. „Die Schiedsrichter haben die Möglichkeit der Videoanalyse genutzt und genau geprüft, was in den letzten Sekunden passiert ist. Die endgültige Entscheidung ist regelkonform“, glaubt der Deutsche Verband. Der Europäische Handballverband (EHF) wird am Dienstag über Sloweniens Berufung entscheiden.

fragte Vujović die Fans, gefolgt von tosendem Applaus




Slowenische Handballspieler hatten in Zagreb tosende Unterstützung.  |  Foto: Mario Horvat/Sportida


Slowenische Handballspieler hatten in Zagreb tosende Unterstützung.
Foto: Mario Horvat/Sportida

Auch die Hessische/Niedersächsische Allgemeine (HNA) konzentrierte sich auf das Geschehen auf der Tribüne.

„Dass die Stimmung heiß sein wird, wurde bereits drei Stunden vor dem Spiel im nahegelegenen Einkaufszentrum neben der Halle deutlich. Als die beiden Mannschaften das Spielfeld betraten, forderte der exzentrische Vujović die Fans auf, alles zu geben. Es folgte lautstarker Applaus.“ „Es war sofort klar, wer sich zu Hause fühlen wird. Am Ende jubelten die deutschen Fans, während die Slowenen pfiffen, um ihrem Unmut über die Schiedsrichter Ausdruck zu verleihen“, schrieben sie.

Die Pfiffe der slowenischen Fans hallten noch lange wider, brachten aber nicht den gewünschten Erfolg. Slowenien verpasste zum ersten Mal in der Zeit der nationalen Unabhängigkeit die Chance, Deutschland in einem großen Wettbewerb zu schlagen.

Christiane Brandt

„Möchtegern-Kommunikator. Zertifizierter Unruhestifter. Foodaholic. Bacon-Liebhaber.“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert