Nachdem die WM in Katar die zweite in Folge ohne den viermaligen Weltmeister Italien ausfällt, steht mit den Deutschen ein weiterer viermaliger Weltmeister vor einer schweren Krise. Zum zweiten Mal in Folge verließen sie den Wettbewerb nach der Gruppenphase. Und wenn sich die Italiener zumindest darüber trösten können, dass sie letztes Jahr an die Spitze Europas gekommen sind, hat Deutschland keinen solchen Trost. Das Team von Hansi Flick besiegte im letzten Spiel Costa Rica mit 4:2, zeigte aber in drei Spielen zu wenig und schied verdient aus. Wie erwartet rissen die Medien in ihrer Heimat sie auseinander. „Ein Winteralptraum“, schrieb die Süddeutsche Zeitung, „Eine kolossale Schande“ titelte die Bild, und Deutschland wurde im Spiegel als Fußballzwerg bezeichnet.
Auf dem Papier wurde Deutschland jedoch aufgrund unglücklicher Umstände eliminiert. Gegen Japan dominierten sie das Eröffnungsspiel, wurden aber von einem 20-minütigen Nachlässigkeitsfehler begraben, in dem sie zwei Gegentore kassierten. Auch Japans zweites Tor im letzten Spiel der Gruppe E gegen Spanien war reines Glücksprodukt, denn der Ball blieb ein bis zwei Millimeter im Spiel. Am Ende stand der spanische Nationalspieler Dani Olmo dem japanischen Torhüter Shuichi Gondai gegenüber, schoss aber direkt auf ihn. Hätte er getroffen, wären Kapitän Manuel Neuer und seine Teamkollegen weitergekommen. Aber niemand weist in Deutschland auf das Erwähnte hin. Zeitungen und Fernsehsendungen sprachen nur davon, dass es an der Zeit sei, eine neue Philosophie zu finden oder zu etablieren, weil die aktuelle eindeutig nicht geeignet sei.
Ex-Nationalspieler Bastian Schweinsteiger betonte vor allem, dass es in der Stammlinie von Hansi Flick an echten Anführern fehle, an Spielern, die in schwierigsten Zeiten ziehen würden. Der deutsche Trainer war damit nicht einverstanden, räumte aber ein, dass Dinge, die im Zusammenhang mit der deutschen Nationalmannschaft einst selbstverständlich waren, nicht mehr da sind. „Wir waren nicht effektiv“, betonte er Hansi Flick, der gemeinsam mit Nationalmannschaftsdirektor Oliver Bierhoff unter eine Lawine schärfster Kritik geriet. Die Medien sind sich fast einig, dass die Nationalmannschaft vor der Heim-EM 2024 einen gründlichen Schnitt machen und eine neue Geschichte beginnen muss.
Auch Flick fordert einen großen Reset im deutschen Fußball, sieht sich aber weiterhin in der Rolle eines Trainers. „Wir sind allein schuld. Wir hatten in der ersten Halbzeit viele Chancen gegen Japan, auch gegen Spanien. Die gilt es zu nutzen. Es gab viele individuelle Fehler von Einzelpersonen, was mich sehr geärgert hat. Gegen Spanien.“ „Wir haben gut gespielt und waren in der Abwehr solide, aber im Angriff fehlte die Automatik. Das braucht Zeit, die wir nicht hatten. Aber das darf keine Ausrede sein. Ich bin davon überzeugt, dass wir für eine bessere Zukunft des deutschen Fußballs etwas ändern müssen.“ die Trainingsabläufe. Wir reden seit Jahren über neue Torhüter, neue Außenverteidiger, neue Mittelfeldspieler… Aber wir schenken ihnen zu wenig Beachtung. In dieser Hinsicht kann uns Spanien ein Vorbild sein. Im nächsten In zehn Jahren wird es sehr wichtig sein, sich auf die neue Generation von Fußballern zu konzentrieren.“ Deutschlands hellster Stern bei der Meisterschaft war der 19-jährige offensive Mittelfeldspieler Jamal Musiala, aber Flick wies schnell darauf hin, dass er bis zu seinem 16. Lebensjahr bei Chelsea war. „Er war überragend und es ist wirklich schade, dass so ein Spieler das kann nicht im Turnier fortfahren. Wir haben junge Menschen, aber ich betone noch einmal, dass wir auch wissen müssen, wie man mit ihnen umgeht. Musiala wurde zum Fußballspielen in England erzogen, nicht in Deutschland, was kein Zufall ist.“
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