Ein bekannter russischer Häftling in einer Strafkolonie gründete eine Ein-Mitglieder-Gewerkschaft

Der inhaftierte russische Oppositionsführer Alexej Nawalny gründete wegen der Ausbeutung von rund 600.000 Häftlingen und ihrer Arbeit in der Strafkolonie eine Ein-Mann-Gewerkschaft. Da ihm die Gefängnisverwaltung keine Informationen über die Käufer der im Gefängnis genähten Produkte preisgeben wollte, reichte er dagegen Klage ein.

Profimedia

Nawalny wurde per Videoschalte vernommen.

„Hallo, das ist Nawalny, der Anführer und Gründer der Gewerkschaft der im Promzona-Gefängnissystem beschäftigten Bürger“, schrieb Nawalnys Team heute auf Twitter. Nach eigenen Angaben sei er bereit, notfalls auch die Interessen der Gefängniswärter zu vertreten, berichtet die deutsche Nachrichtenagentur dpa.

„Warum nicht? Ich bin Arbeiterin in der Kolonie. Näherin. Die anderen Sträflinge sind auch Arbeiter. Und die Wachen sind auch in der Kolonie beschäftigt. Was die Arbeitsrechte betrifft, sind wir nicht anders. Wir können eine Gewerkschaft gründen um unsere Rechte zu schützen“, sagte Navalni laut dpa. . Der inhaftierte russische Oppositionsführer klagte auch gegen die Verwaltung der Strafkolonie Nummer sechs im Dorf Melehovo, das etwa auf halber Strecke zwischen Moskau und Nischni Nowgorod liegt, weil sie sich weigerte, Informationen über die Käufer der eingenähten Produkte preiszugeben das Gefängnis.

Auch Nawalni habe sich für die Gründung einer Gewerkschaft entschieden, weil er in der Vergangenheit selbst andere dazu ermutigt habe, nun aber selbst tun solle, auch an „dem gefährlichsten Ort dafür, wo Streiks, Ungehorsam und Versammlungen ausdrücklich verboten sind“. Wer in Gefängnissen streikt, riskiert laut ihm Folter, und seine Mitgefangenen sollen sich Sorgen um sein Vorgehen machen. Aus diesem Grund hat Navalni auch entschieden, dass nur er in der Gewerkschaft sein wird.

„Normalerweise könnte man für so etwas leicht im Gefängnis getötet werden“, warnte Navalni in einem der Tweets und erklärte, dass die Lagerverwaltung seine offizielle Bitte, eine Gewerkschaft zu gründen, zunächst als Witz betrachtete, dann als illegal bezeichnete.

Allerdings hätten Nawalnys diverse Proteste gegen die Gefängnisverwaltung bereits zu Verbesserungen geführt, etwa die Bereitstellung geeigneter Stühle für diejenigen, die den ganzen Tag an einer Nähmaschine sitzen und von schweren Rückenverletzungen bedroht seien, heißt es auch bei der dpa.

Nawalny wurde Anfang letzten Jahres inhaftiert, als er aus Deutschland zurückkehrte, wo er im August 2020 wegen Nowitschok-Vergiftung behandelt wurde. Er verbüßt ​​derzeit eine neunjährige Haftstrafe in einer Strafkolonie wegen mehrfacher Verurteilungen, darunter Verstöße gegen die Bewährungsauflagen, Missachtung des Gerichts und angebliche Korruption Skandale von 2014 und die Herausforderung des Kremls.

Laut seinen Verbündeten und Gegnern der Politik des russischen Präsidenten Wladimir Putin ist Nawalnys Inhaftierung eine politisch motivierte Maßnahme der russischen Behörden. Sie verhafteten kürzlich den Oppositionsaktivisten Ilya Yashin sowie den Moskauer Stadtrat Alexei Gorinov, der öffentlich die militärische Aggression Moskaus in der Ukraine verurteilte.

Hildebrand Geissler

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