Frappartova pflügt weiterhin die Brachflächen der Fußballwelt um

Die Französin Stephanie Frappart leitete als erste Schiedsrichterin der Geschichte ein WM-Spiel. (Foto: AP)

Es hat 92 Jahre, 942 Spiele und tektonische Verschiebungen im Fußball gedauert, aber es ist endlich passiert. 38-jährige Französin Stephanie Frappart im Spiel zwischen Deutschland und Costa Rica war sie die erste Schiedsrichterin, die bei einer Weltmeisterschaft amtierte. Ihre Assistenten waren ebenfalls Frauen. Die Seitenrichter waren Neuza Back aus Brasilien und Karen Diaz Medina aus Mexiko, und der vierte war Said Martinez aus Honduras.

Der Schritt des internationalen Fußballverbands Fifa wurde von praktisch allen in der Fußballwelt begrüßt. „Ich bewundere alles, was Frauen in der heutigen Welt erreichen. Ich liebe es, dass sie weiterhin ehrgeizig sind und Grenzen überschreiten wollen. Alles in allem ist dies ein neuer Schritt nach vorne, insbesondere in unserem Sport, der sehr sexistisch ist. Ich mag. Das ist eine gute Sache für den Fußball“, sagte der Trainer von Costa Rica Luis Fernando Suárez. Der deutsche Trainer sieht das Ganze ähnlich Hansi Flick. „Angesichts ihrer Leistungen und Erfolge ist es nur richtig, dass sie die Chance bekommt. Ich freue mich für sie.“ Wenn man bedenkt, wie Fußballfunktionäre an der Spitze der Pyramide Frauen vor nicht allzu langer Zeit behandelten, waren die Worte der beiden Selektoren ein echter Balsam für die Ohren. „Lasst Frauen in anspruchsvolleren Sportarten wie Volleyball spielen. Sie könnten zum Beispiel engere und kürzere Hosen haben“, war der Vorschlag des jetzt in Ungnade gefallenen ehemaligen FIFA-Präsidenten Sepp Blatter im Jahr 2004. Stephanie Frappart ist derzeit die bekannteste Fußballerin Schiedsrichterin der Welt, und sie ist keineswegs allein in diesem Geschäft. Allein bei der WM gehören Salima Mukansanga (Ruanda) und Yoshimi Yamashita (Japan) zu den 36 ausgewählten Schiedsrichtern, und Kathryn Nesbitt (USA) gehört zu den Assistenten, neben den bereits erwähnten Back und Medina.

Frappartovas Weg zum Fußball-Schiedsrichter bei der Weltmeisterschaft dauerte 25 Jahre. Bereits mit 13 Jahren leitete sie Kinderspiele, später auch Amateure. Parallel dazu engagierte sie sich auch aktiv im Fußball und hätte darin bestehen können, doch während ihrer Studienzeit entschied sie sich schließlich für eine Laufbahn als Schiedsrichterin. Seitdem pflügte sie das Brachland und wurde die erste Schiedsrichterin, die ein Spiel in der zweiten französischen Liga leitete, dann die erste, später in einem Spiel des europäischen Klub-Superpokals und einem Spiel der Champions League. Endlich bekam sie ihre Chance bei der Weltmeisterschaft. Auch eine anerkannte französische Sportzeitung verschaffte ihr auf ihrem Weg große Anerkennung L’Equipe, was sie vor PSG-Star Kylian Mbappe auf die Liste der wichtigsten Persönlichkeiten des französischen Fußballs brachte. Die von ihr beurteilten Fußballer beschrieben sie als charismatisch und diplomatisch, aber auch als menschlich und bodenständig. „Ich habe immer gesagt, dass ich nach meiner Kompetenz beurteilt werden sollte, nicht nach meinem Geschlecht“, so der FIFA-Schiedsrichterchef Pierluigi Collina aber das ist erst der anfang für weibliche schiedsrichter in der fußballwelt. „Die FIFA wird weiter in Schiedsrichterinnen investieren, und Sie können sicher sein, dass es in Zukunft immer mehr davon geben wird und dass sie die wichtigsten Spiele leiten werden.“


Christiane Brandt

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