Die deutsche Wirtschaft rutschte im September noch tiefer in die roten Zahlen, wie die PMI-Daten zeigten. Die Geschäftstätigkeit im Land sank so stark wie seit sieben Monaten nicht mehr, wobei die Produktion im verarbeitenden Gewerbe stark und beschleunigt zurückging. Gleichzeitig kam das Wachstum im Dienstleistungssektor fast zum Stillstand. Der Rückgang der Beschäftigung beschleunigte sich, da die Geschäftserwartungen zum ersten Mal seit einem Jahr pessimistisch wurden.
Index im verarbeitenden Gewerbe auf niedrigstem Stand des letzten Jahres
Der von der Hamburg Commercial Bank (HCOB) in Zusammenarbeit mit S&P Global berechnete Gesamtindex der deutschen Einkäufer ist im September den vierten Monat in Folge gesunken. Er sank von 48,4 auf 47,2 Punkte, was den niedrigsten Wert seit Februar darstellt und einen konkreten Rückgang der Produktion von Waren und Dienstleistungen anzeigt. Der Index der Einkäufer im verarbeitenden Gewerbe fiel im September auf 40,5 Punkte, den niedrigsten Stand der letzten 12 Monate. Der Dienstleistungssektor, der in den vergangenen Monaten den verarbeitenden Sektor abgelöst hatte, begann zu schrumpfen.
Die Unterstützung der Konjunktur durch den Dienstleistungssektor nahm im September ab. Der Dienstleistungs-PMI-Index rutschte im September von 51,2 auf 50,6 Punkte ab, das Wachstum war damit kaum noch spürbar. Dies ist der niedrigste Wert des Indexes in den letzten sechs Monaten.
Kunden vorsichtiger
Die befragten Unternehmen berichteten von einer erhöhten Vorsicht der Kunden und einer damit verbundenen Zurückhaltung bei den Ausgaben, wobei Konjunktursorgen vermutlich ein Faktor sind. Die gesamten Neuaufträge fielen im September so stark wie seit fast einem Jahr nicht mehr, da ein erneuter Rückgang der Auftragseingänge bei Dienstleistungsunternehmen mit einem zunehmenden Rückgang der Auftragseingänge im verarbeitenden Gewerbe zusammenfiel. Auch die neuen Exportaufträge fielen stärker und schneller. Wie die heute veröffentlichten Daten zeigen, des Statistischen Bundesamtes DestatisDie deutschen Exporte in Drittländer gingen im August um 1,2 Prozent auf 58,5 Milliarden Euro zurück.
Ein anhaltend starker Abbau des Auftragsbestands deutete auf eine geringere Kapazitätsauslastung im deutschen Privatsektor hin. Das heißt, die Unternehmen konnten Aufträge schneller abwickeln, als sie sie erhielten. Der Rückgang der offenen Aufträge im September war der stärkste seit 12 Monaten und wurde von einem besonders starken Rückgang im verarbeitenden Gewerbe angeführt. Die jüngsten Daten zeigten den vierten Monat in Folge mit Arbeitsplatzverlusten. Lässt man die ersten Monate der Pandemie außer Acht, war die Gesamtrate der Personalentlassungen die höchste seit 15 Jahren.
Der Index zeigte auch einen Rückgang für den Euroraum
Im September kam es in der Eurozone zu einem weiteren Rückgang der Geschäftstätigkeit. Der Produktionsrückgang war der erste seit sieben Monaten und wurde bei einem stetigen Rückgang der Auftragseingänge verzeichnet. Die Zahl der neuen Verträge sank am schnellsten seit Januar. Aufgrund des schnelleren Rückgangs der Auftragseingänge, des Volumens der noch ausstehenden Verträge und des Rückgangs des Geschäftsvertrauens in den letzten zehn Monaten haben die Unternehmen den zweiten Monat in Folge ihre Mitarbeiterzahl reduziert. Gleichzeitig hat die schwache Nachfrage zu einer geringeren Inflation sowohl der Inputkosten als auch der Outputpreise geführt.
Der zusammengesetzte PMI-Index in der Eurozone fiel im September zum ersten Mal seit sieben Monaten unter die 50-Marke und signalisierte damit keine Veränderung. Er sank von 51 Punkten auf 48,9 Punkte. Die jüngsten Daten deuten auf einen leichten Rückgang der Geschäftstätigkeit in der Eurozone in diesem Monat hin.
Der Rückgang der allgemeinen Geschäftstätigkeit führte zu einer Vertiefung der Rezession im verarbeitenden Gewerbe der Eurozone, wo die Produktion den 18. Monat in Folge und damit den stärksten Rückgang des letzten Jahres verzeichnete. Obwohl die Dienstleistungstätigkeit weiter zunahm, war der jüngste Anstieg minimal und der schwächste seit Februar. Nach einem olympiabedingten Aufschwung der Geschäftstätigkeit im August ging die Produktion im französischen Privatsektor im September erneut zurück. Frankreich schloss sich damit Deutschland an, wo der Rückgang der Aktivität der stärkste seit Februar war. Im übrigen Euroraum stieg die Produktion am Ende des dritten Quartals wieder an.
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