Die deutsche Autoindustrie, die größte Volkswirtschaft des Landes, muss den 17. Monat in Folge mit sinkenden Auftragseingängen rechnen. Die Verschlechterung des Wirtschaftsklimas in der größten europäischen Volkswirtschaft wirkt sich bereits auf slowenische Exporteure aus, die in die lokale Wirtschaft integriert sind, darunter auch die deutsche Automobilindustrie.
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes muss die deutsche Automobilindustrie bereits den 17. Monat in Folge mit rückläufigen Auftragswerten rechnen. Im Juni sanken sie im Monatsvergleich um 0,7 Prozent, im Jahresvergleich betrug der Rückgang 6,2 Prozent. Der Wert der exportierten Autos und Autoteile sank im vergangenen Jahr um 2,4 Prozent, heißt es in der jüngsten Veröffentlichung des Statistischen Bundesamtes.
„Dass die Automobilindustrie vor extremen Herausforderungen steht, bestätigen auch die Daten zum branchenweiten Einkaufsmanagerindex (PMI) für Europa, der gerade in der Automobilindustrie den stärksten Rückgang anzeigt, sowie der Index des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (Ifo). Diese Nachricht ist schlecht für ganz Europa, denn asiatische Hersteller bauen ihren Marktanteil aus und vor allem deutsche Autokonzerne verlieren auf Märkten außerhalb Europas“, warnt der Chefökonom der slowenischen Handelskammer (GZS). Bojan Ivanc.
Deutsche Industrieaufträge sinken sechsten Monat in Folge
Auch sonst haben die deutschen Industrieunternehmen im Juni den sechsten Monat in Folge weniger Aufträge erhalten. Im Juli hat sich zudem die Stimmung im Einzelhandel verschlechtert, und auch die Erwartungen der Händler für die nächsten Monate fallen schlechter aus. All das deutet auf den schwachen Zustand von Europas größter Volkswirtschaft hin.
Ivanc schätzt, dass Deutschland vor allem aufgrund einer geringeren Preiswettbewerbsfähigkeit, höherer Kosten für die Lieferung von Halbfertigprodukten aus Asien, Lieferverzögerungen und einer verzögerten Umstellung auf Elektrofahrzeuge mit einem Auftragsrückgang zu kämpfen hat.
Die Verschlechterung des Wirtschaftsklimas wirkt sich bereits jetzt auf slowenische Exporteure aus, die stark in der deutschen Wirtschaft, darunter auch der deutschen Automobilindustrie, verwurzelt sind. „Die größten Herausforderungen stehen vor slowenischen Unternehmen, die hauptsächlich von der europäischen Automobilindustrie abhängig sind. Die Margen hier sind seit vielen Jahren niedrig und spiegeln nur die Deckung der Kosten und der notwendigen Investitionen wider“, betont Ivanc.
Er fügt hinzu, dass die slowenische Metall- und Metallerzeugnisindustrie zu den wenigen Branchen gehöre, die zwar ein geringes Wachstum verzeichneten, das jedoch unter den früheren Prognosen liege, und zwar gerade wegen der schwachen Nachfrage in der Automobilindustrie.
„Die künftige Beschäftigungsdynamik der slowenischen Automobilindustrie wird vor allem von der Produktionsdynamik in Revoz abhängen“, prognostiziert Bojan Ivanc, Chefökonom der GZS.
Slowenische Fluggesellschaften erhöhten die Zahl der Grenzübertritte
Auf die Frage, ob die Abkühlung der deutschen Wirtschaft für slowenische Lkw-Fahrer bereits spürbar sei, antwortet Ivanc, dass die Zahl der Lkw, die die Straßengrenzübergänge passierten, im Sommer zehnmal höher war. „Die slowenischen Spediteure spüren die Abkühlung der deutschen Wirtschaft nicht direkt. Auf dem Arbeitsmarkt macht sich die Schwäche im verarbeitenden Gewerbe bemerkbar, wo die Zahl der Beschäftigten vor allem aufgrund der sinkenden Zahl der Automobilhersteller zurückgeht. In dieser Zahl sind die Beschäftigten bei anderen Herstellern von Produkten für die Automobilindustrie nicht enthalten. Die künftige Beschäftigungsdynamik in diesem Bereich wird in erster Linie von der Produktionsdynamik in Revoz abhängen“, prognostiziert der Chefökonom von GZS.
Ivanc sagt auch, dass die Frühindikatoren für die Produktion im Euroraum für Juni und Juli schwach seien. „Das bedeutet, dass auch das dritte Quartal nicht viel besser ausfallen wird. Ich rechne im letzten Quartal mit einer langsamen Erholung, wenn es nicht zu einem rasanten Anstieg der Erdgaspreise kommt und die Europäische Zentralbank (EZB) den Leitzins erneut senkt und auch in Zukunft zu einer Senkung neigt“, kündigt Ivanc an.
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