Bundespräsident Joachim Gauck, der 100 Jahre nach dem Massaker an den Armeniern im ehemaligen Osmanischen Reich das Ereignis erstmals als Völkermord bezeichnete, verärgerte die Türkei mit seinem Vorgehen. Das türkische Außenministerium drohte am Freitagabend damit, dass dies langfristig negative Auswirkungen auf die Beziehungen zwischen den beiden Ländern haben würde, berichtete die deutsche Nachrichtenagentur dpa.
BERLIN, ANKARA
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Joachim Gauck Am Donnerstagabend erklärte er bei einem ökumenischen Gottesdienst in Berlin deutlich, dass es sich um Völkermord handele. „Das Schicksal der Armenier ist ein typisches Beispiel für die Massenvernichtungen, ethnischen Säuberungen, Verfolgungen und sogar Völkermorde, die das 20. Jahrhundert auf so schreckliche Weise geprägt haben.“ betonte er. Gleichzeitig erkannte er die teilweise Mitverantwortung Deutschlands als Hauptverbündeten des Osmanischen Reiches im Ersten Weltkrieg für die Verbrechen an den Armeniern an.
Zwischen 1915 und 1917 wurden im ehemaligen Osmanischen Reich bis zu 1,5 Millionen Armenier getötet. Die Türkei bestreitet vehement, dass an den Armeniern ein Völkermord begangen wurde und besteht darauf, dass sie Opfer des Bürgerkriegs seien. Armenier beschuldigen Deutschland, dessen Bevölkerung an der Spitze der türkischen Armee stand, der Mitschuld am Völkermord. Deutschland, der wichtigste Verbündete des Osmanischen Reiches im Ersten Weltkrieg, hat den Völkermord noch nicht offiziell anerkannt.
Ankara gab am Freitag bekannt, dass der deutsche Präsident nicht befugt sei, dem türkischen Staat die Schuld zuzuschieben, was im Widerspruch zu rechtlichen und historischen Fakten steht. Das türkische Außenministerium hat davor gewarnt „langfristig negativ beeinflusst“ zu den türkisch-deutschen Beziehungen.
Es ist nicht das erste Mal, dass Gauck bei der Türkei in Ungnade fällt. Im April letzten Jahres traf sich während des Staatsbesuchs in der Türkei die Regierung des damaligen Premierministers und des derzeitigen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan kritisierte, dass es die Demokratie bedrohe und warnte davor, die Freiheit der Justiz, der Medien und des Denkens einzuschränken. Der deutsche Präsident sagte, es sei ein Rat an Ankara, und Erdogan bezeichnete seine Worte als Einmischung in die Innenpolitik der Türkei, berichtet die dpa.
STA
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