Einen Monat nach der Bundestagswahl hat gestern in Berlin das neue Parlament konstituiert, das mit 736 die meisten Abgeordneten aller Zeiten hat, jünger ist als das vorherige und hinsichtlich Rasse und Geschlecht vielfältiger ist. Auch die neue Präsidentin des 20. Nachkriegs-Bundestags wurde eine Frau – in der gestrigen Sitzung wurde eine 53-jährige Frau in das Amt gewählt Bärbel Bass, der wie üblich aus der größten Partei, also der sozialdemokratischen SPD, kommt. Er hat 206 Abgeordnete in der neuen Einberufung des Bundestages.
Basova, bisher Vizepräsidentin der Fraktion, besetzt damit formell nach dem Präsidenten der Republik die zweithöchste Position im Land, nämlich als dritte Frau in der Geschichte. Sie nahm das Zepter ab von Wolfgang Schäuble, der sich in seiner Abschiedsrede für eine Wahlrechtsreform aussprach. 736 Abgeordnete sind seiner Meinung nach entschieden zu viel. Kein Land der Welt (mit Ausnahme von China, das ein Einkammerparlament hat) hat mehr Unterhäuser, wenn wir es Bundestag nennen können. Grundsätzlich soll der Bundestag 598 Abgeordnete haben, davon 299 nach dem Einkreismehrheitssystem und 299 nach dem Verhältniswahlrecht. Aber dann gibt es noch die deutsche Besonderheit, wenn sie zusätzliche Sitze verteilen, um einen Ausgleich zwischen den Ergebnissen der beiden Wahlverfahren zu erreichen. Und diese zusätzlichen Sitze nehmen zu, weil es mehr Parteien im Parlament gibt. Eine Wahlreform wurde bereits in der Vorgängerregierung versucht, blieb aber erfolglos.
Die Grünen verschieben die Grenzen
Die größere Anzahl von Abgeordneten brachte auch mehr Wendepunkte und Vielfalt. Der Bundestag hat mit Awet Tesfaiesus, einem 1974 in Eritrea geborenen Juristen und Mitglied der Grünen, den ersten schwarzen Abgeordneten der Geschichte bekommen. Sie kam mit zehn Jahren nach Deutschland und widmete sich dem Schutz von Einwanderern, bevor sie eine politische Karriere einschlug. Im Vergleich zur vorherigen Einberufung stieg der Anteil weiblicher Abgeordneter im Parlament insgesamt auf etwas mehr als ein Drittel. Darunter sind erstmals Transgender-Abgeordnete, auch beide aus den Reihen der Grünen.
Das Durchschnittsalter der Abgeordneten sank auf 47,3 Jahre. Mehr als 280 werden zum ersten Mal gewählt. Die Jüngsten sind 23 Jahre alt, wiederum beide aus den Reihen der Grünen, ganze 50 sind unter 30 Jahre alt. Der Älteste ist achtzig Jahre alt und kommt von der Alternative für Deutschland.
Mehr als elf Prozent der Abgeordneten sind im Ausland geboren oder ihre Eltern dort geboren. Es war auch das erste Mal, dass in der DDR ein Flüchtling in den Abgeordneten gewählt wurde.
Merkel auf der Gästetribüne
Mit der Gründungssitzung des neuen Bundestages endete offiziell das Mandat der aktuellen Regierung. Kanzler Angela MerkelEr, der sich aus der Politik zurückzieht und nicht mehr kandidierte, verfolgte die Sitzung erstmals seit 16 Jahren von der Gästetribüne aus. Später erteilte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ihr und der Regierung die politische Entlastung, die laufenden Geschäfte werde sie aber bis zur Wahl eines neuen Kanzlers weiterführen. Während dieser Übergangszeit sind keine größeren Entscheidungen zu erwarten, obwohl er dies formal noch tun kann.
Der neue Bundestag soll nun voraussichtlich erst in der zweiten Dezemberwoche tagen und den neuen Kanzler bestätigen. So zumindest der Plan von SDP, Grünen und FPD, die vergangene Woche offizielle Koalitionsverhandlungen aufgenommen haben. Die neue Regierung wird voraussichtlich von dem Sozialdemokraten Olaf Scholz geführt. Gut
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