Die Einigung auf eine Verschärfung der Asylpolitik scheiterte. Die Opposition forderte die Einführung von Notstandsauflagen.



Bundesinnenministerin Nancy Faeser, Justizminister Marco Buschmann und Außenministerin Annalena Baerbock bei einer Pressekonferenz nach einem Treffen mit der Opposition zu asylpolitischen Plänen. Foto: Reuters

Auch die CDU schlug die Einführung eines Ausnahmezustands vor. Der Vorsitzende der Christdemokraten, Merz, sagte, die Mitte-Links-Koalition unter Führung des Bundeskanzlers Olaf Scholz Der bayerische Ministerpräsident habe sich gegen eine pauschale Zurückweisung von Asylbewerbern an der deutschen Grenze entschieden, eine zentrale Forderung seiner Christdemokraten und ihrer bayerischen Schwesterpartei, der Christlich-Sozialen Union (CDU/CSU), berichtete die deutsche Nachrichtenagentur DPA.

„Damit ist der Versuch, einen Kompromiss zu finden, gescheitert“, sagte er nach den Gesprächen in Berlin, an denen auch Vertreter der Bundesländer teilnahmen.

Scholz warf Merz nach den gescheiterten Gesprächen arglistige Absichten vor und gab sich schon vor dem Gipfel fest entschlossen, keinen Kompromissversuch zu unternehmen: „Führer verhalten sich anders. Charakter und Ehrlichkeit sind das, was das Land braucht, nicht solche Provinzspielchen. Führung bedeutet, Kompromisse einzugehen.“

Laut dem Abgeordneten von Thorsten FreiDem CDU/CSU-Vertreter beim Gipfel im Bundesinnenministerium gingen die Vorschläge der Mitte-links-Regierung nicht weit genug. Er sagte, die vorgeschlagenen Maßnahmen sollten abgelehnte Asylbewerber schneller abschieben und nicht die Zahl ihrer Einreisenden weiter begrenzen, wie sie selbst vorgeschlagen hatten. Die Union wollte beim Gipfel zudem den Ausnahmezustand ausrufen, dem die Regierung jedoch nicht zustimmte.

Laut Regierungsquellen ist sie Innenministerin Nancy Faeser schlug vor, dass die Bundespolizei künftig prüfen soll, ob im Falle einer unerlaubten Einreise ein anderer Mitgliedstaat für die Durchführung des Asylverfahrens zuständig ist, und den Ausländer auch vernehmen soll.

Die Bundespolizei werde dann dem zuständigen Gericht einen Antrag auf Inhaftierung wegen Fluchtgefahr unterbreiten, sofern die Unterbringungskapazitäten dies zuließen. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge könne dann im zuständigen Land ein beschleunigtes Verfahren zur Rückübernahme des Antragstellers nach den sogenannten Dublin-Regeln der EU einleiten, berichtet die DPA.


Eine deutsche Polizistin an der polnisch-deutschen Grenze. Foto: Reuters
Eine deutsche Polizistin an der polnisch-deutschen Grenze. Foto: Reuters

Tusk: Kontrolle der deutschen Grenzen ist inakzeptabel und bedeutet das Ende von Schengen

Die Einführung von Kontrollen an allen deutschen Landgrenzen sei inakzeptabel, reagierte der polnische Ministerpräsident Donald Tusk auf den Beschluss Berlins, der am 16. September als Teil des verschärften Kampfes gegen illegale Migration und grenzüberschreitende Kriminalität in Kraft tritt.

„Polen braucht keine schärferen Kontrollen an unserer Grenze, sondern ein stärkeres Engagement von Ländern wie Deutschland beim Schutz und bei der Sicherung der EU-Außengrenzen“, Tusk sagte dies und kündigte an, dass die polnische Regierung die von der Entscheidung der deutschen Regierung betroffenen Länder zu dringenden Konsultationen über weitere Schritte innerhalb der EU auffordern werde, berichtete die deutsche Nachrichtenagentur DPA.

Deutschlands Innenministerin Nancy Faeser hat am Montag die Wiedereinführung vorübergehender Kontrollen an den Landgrenzen zu allen Nachbarländern angeordnet, um die Zahl der Menschen, die ohne Visum ins Land einreisen, weiter zu begrenzen. Die Ministerin informierte die Europäische Kommission über diese Entscheidung.

Brüssel bestätigte heute, dass man die Mitteilung der deutschen Behörden erhalten habe und sie prüfe. Man bekräftigte jedoch die Position, dass es sich um eine notwendige und verhältnismäßige Maßnahme handeln müsse.

Deutschland führt seit September 2015 Grenzkontrollen zu Österreich ein und hat diese seither immer weiter ausgebaut. Im vergangenen Oktober führte Berlin vorübergehende Kontrollen an seinen Grenzen zur Tschechischen Republik, Polen und der Schweiz wieder ein, um den Zustrom illegaler Migration nach Deutschland zu unterbinden.

Deutschland führt kommende Woche zunächst sechs Monate dauernde Grenzkontrollen zu Frankreich, Dänemark, Belgien, den Niederlanden und Luxemburg ein.

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Deutschland führt Landgrenzkontrollen wieder ein

Österreich sieht Rückführung von Flüchtlingen kritisch

Österreichischer Innenminister Gerhard Karner Er begrüßte die verschärfte deutsche Politik gegenüber Migranten, sagte aber gleichzeitig, dass Österreich keine Migranten aufnehmen wolle, die Deutschland abweisen würde.

„Auf österreichischer Seite haben wir die Grenzkontrollen stark verstärkt. Wir haben Grenzkontrollen an der Grenze zu Ungarn, Slowenien, Tschechien und der Slowakei, und wenn Deutschland diese einführt, werde ich mich nicht beschweren“, Sagte Karner. „Ich bin von diesen Maßnahmen nicht überrascht, aber wir haben sehr deutlich gemacht, dass wir niemanden aufnehmen werden, dem die illegale Einreise verweigert wurde. Wir haben das sehr deutlich zum Ausdruck gebracht und soweit es Österreich betrifft, ist das nicht verhandelbar.“

Gleichzeitig betonte er, dass Deutschland das Recht habe, Menschen zurückzuschicken, wenn ein anderes EU-Land für ihren Asylantrag zuständig sei. In diesem Fall sei allerdings ein formelles Verfahren und die Zustimmung des betreffenden Mitgliedstaats erforderlich. Zurückweisungen seien im Rahmen der Kontrollen an den Binnengrenzen der Europäischen Union nicht zulässig, fügte er hinzu.

Trotz aller Kritik glaubt Karner, dass es an der Zeit sei, dass Deutschland in diesem Bereich eine strengere Politik treibe. „Letztendlich hinkt Deutschland in diesem Bereich hinterher, deshalb bin ich froh, dass es jetzt ein klares Zeichen setzt“, fügte er hinzu. Auch Österreich verschärft drei Wochen vor der Parlamentswahl seine Asylpolitik.

Ab Montag führt Deutschland vorübergehende Kontrollen an seinen Landgrenzen ein

Almeric Warner

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