Die prominente deutsche Linkspolitikerin Sahra Wagenknecht hat heute offiziell ihre neue Partei, den Sahra Wagenknecht Verein (BSW), gegründet, deren Vorsitz sie gemeinsam mit der ehemaligen Fraktionsvorsitzenden der Linkspartei, Amira Mohamed Ali, übernehmen wird. Laut Analysten wird die neue Partei vor allem eine Konkurrenz für die extreme Rechte darstellen.
Vor einem Parteitreffen in Berlin rief Wagenknecht heute einen historischen Tag an und sagte, man lege den Grundstein für eine Partei, die das Potenzial habe, die Politik in Deutschland grundlegend zu verändern, berichtete die deutsche Nachrichtenagentur dpa.
Wagenknecht und Ali wurden zu Parteivorsitzenden gewählt, ihr Stellvertreter ist Universitätsprofessor Shervin Haghsheno, und der Abgeordnete Christian Leye wurde Generalsekretär. Bei der Europawahl am 9. Juni werden die Listenführer der ehemalige Linke-Abgeordnete Fabio De Masi und der langjährige Sozialdemokrat Thomas Geisel sein.
Wagenknecht kündigte nach dem Streit und ihrem Abschied von der Linken im Oktober einen politischen Aufschwung an. Obwohl die Partei noch nicht an der Bundestagswahl teilgenommen hat, stellt sie bereits zehn Abgeordnete im Bundestag. Nun wollen sie bis zu rund 500 Mitglieder in die Partei aufnehmen, deren politische Ansichten sie auch durch Beiträge in sozialen Netzwerken überprüfen wollen. Damit wollen sie verhindern, dass sich Extremisten oder Verrückte der Partei anschließen, wie Wagenknecht vor einiger Zeit erklärte.
Der erste Parteitag der Partei wird voraussichtlich am 27. Januar stattfinden. Der erste echte Test für die neue deutsche Partei wird die Europawahl sein, bei der der BSW mehr als zehn Prozent der Stimmen erringen will. Bei der Landtagswahl im Herbst in Ostdeutschland hoffen sie vor allem auf die Unterstützung der aktuellen Wähler der AfD.
Politisch wird die Partei für eine Begrenzung der Migration und einen Stopp der Waffenlieferungen an die Ukraine eintreten. Sie befürworte außerdem den Ausstieg aus der aktuellen Klimapolitik und setze sich gesellschaftlich für einen höheren Mindestlohn ein, berichtet die britische BBC.
Viele Experten gehen davon aus, dass die Partei sowohl eine links- als auch eine rechtsextreme Politik verfolgt. Einer Meinungsumfrage des Insa-Instituts vom Dezember zufolge würden 12 Prozent der Wähler die neue Partei unterstützen.
Allerdings erfreute sich die Partei schon vor ihrer Gründung großer Beliebtheit: Laut der ARD-Umfrage sind sogar 36 Prozent der Befragten der Meinung, dass Wagenknechts neue Partei eine gute Nachricht für Deutschland sei, wobei die Begeisterung bei den AfD-Anhängern am größten ist.
Den größten Rückhalt genießt Wagenknecht bei Menschen, die kulturkonservativ, migrantenskeptisch und mit dem aktuellen Zustand der Demokratie in Deutschland unzufrieden sind. Dies sind Menschen, die höhere Steuern für die Reichen und mehr Sozialhilfe für Menschen in schlechter bezahlten Positionen befürworten. Und genau das sind typische AfD-Wähler. Auch Wagenknecht habe bereits darüber gesprochen, dass sie mit ihrer Partei eine Alternative zur rechten Alternative werden wolle, berichtet das deutsche Portal Tagesschau.
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