Angesichts unsicherer Erdgaslieferungen aus Russland, von denen Deutschland stark abhängig ist, will die Bundesregierung den Energieverbrauch vor dem kommenden Herbst und Winter senken
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck
© Stephan Röhl / Flickr
In Deutschland dürfen öffentliche Räume ab September auf maximal 19 Grad beheizt werden, und dort, wo Beschäftigte körperlich anstrengende Arbeit verrichten, wird die Beheizung auf 12 Grad begrenzt, hat die Bundesregierung heute beschlossen. Damit soll der Gasverbrauch in Deutschland zwar um zwei Prozent gesenkt werden, Wirtschaftsminister Robert Habeck warnt jedoch davor, dass noch ein weiter Weg zu gehen sei.
Angesichts unsicherer Erdgaslieferungen aus Russland, von denen Deutschland stark abhängig ist, will die Bundesregierung den Energieverbrauch vor dem kommenden Herbst und Winter senken. Im Juni war Deutschland zu 35 Prozent von russischen Gasimporten abhängig, vor Beginn des Krieges in der Ukraine betrug dieser Anteil sogar 55 Prozent.
„Wir wollen die Temperatur in den Schlafzimmern nicht messen, die persönliche Freiheit bleibt“, sagte der Minister und forderte die Menschen auf, trotzdem zu einem geringeren Energieverbrauch beizutragen.
Anders wird es in öffentlichen Gebäuden und Arbeitsstätten sein. Bisher lag die empfohlene Temperatur für Arbeitsräume bei 20 Grad, jetzt wurde sie um ein Grad gesenkt, während es bei körperlich anstrengender Arbeit nur noch 12 Grad sein sollen, berichtet die französische Nachrichtenagentur AFP. Außerdem wird es an öffentlichen Orten kein heißes Wasser mehr zum Händewaschen geben.
Soziale Einrichtungen und Krankenhäuser werden von den Maßnahmen ausgenommen.
Die ergriffenen Maßnahmen sollen den Gasverbrauch um zwei Prozent senken, aber Deutschland sollte laut Experten den Verbrauch um 20 Prozent senken, wenn es im Winter einen Engpass vermeiden will. „Ohne die allgemeine Zusammenarbeit von Unternehmen und auch Menschen werden wir nicht genug Gas sparen können“, sagte Habeck.
Die verabschiedeten Maßnahmen besagen auch, dass Geschäfte ihre Türen nicht öffnen dürfen, wenn die Räumlichkeiten zwischen 22 und 6 Uhr morgens beheizt sind, die Beleuchtung von Gebäuden und blinkende Werbung verboten sind. Ab dem 1. September ist auch das Erhitzen von Wasser in privaten Schwimmbädern für ein halbes Jahr verboten.
Die Regierung in Berlin hat heute zudem beschlossen, dass Zugkompositionen mit Kohle und Öl Vorrang vor Personenzügen auf der Schiene haben.
Wie sie betonten, ist eine Änderung der Prioritäten notwendig, um den Energiebedarf des Landes zu decken. Verkehrsminister Volker Wissing sagte, die Bahnen seien bereits voll ausgelastet und wenn es mehr Züge mit Treibstoff gebe, müssten Personenzüge warten. „Diese Entscheidung wird nicht einfach sein“, fügte er hinzu.
Ein weiteres Problem ist der trockenheitsbedingte Niedrigwasserstand der Flüsse, insbesondere des Rheins, wodurch ein Teil der Ladung von den Flüssen auf die Schiene umgeleitet werden musste.
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