Papst Benedikt XVI. war ein halbes Jahr im Amt, als im Oktober 2005 das ehemalige Ministerium für Staatssicherheit der DDR, bekannt als Stasi, das als einer der effektivsten und repressivsten Geheimdienste der Welt galt, kam nach vorne.
Sie bestätigten, dass Joseph Ratzinger seit Mitte der 1970er Jahre unter der Beobachtung des Ministeriums stand. Das stand kurz vorher in der Zeitung Bild am Sonntag veröffentlichten Bericht, der sich auf Unterlagen der Stasi-Archivschutzstelle bezog, wonach laut einem deutschen Online-Portal „mindestens acht Spione“ Material über Ratzinger geliefert hätten kath.net.
„Es zeigt sich, dass die Stasi sehr systematisch Informationen über Ratzinger und seine kirchlichen Verhältnisse zu bestimmten Zeiten seiner Karriere gesammelt hat, um verschiedene biografische Informationen zu sammeln“, erklärte ein Sprecher des Amtes für den Schutz des Stasi-Archivs. Das Ministerium für Staatssicherheit hat Kardinal Ratzinger in seinem seit 1982 innehabenden Amt als Präfekt der vatikanischen Glaubenskongregation als „einen der entschiedensten Gegner des Kommunismus“ im Vatikan bezeichnet.
Der Geheimdienst Stasi installierte zwei Spione im Vatikan, um Ratzingers Arbeit zu überwachen.
Die Stasi erhielt damals regelmäßig Berichte und Analysen aus Rom. Im vatikanischen Umfeld gelang es dem Geheimdienst, zwei Spione zu platzieren: den Benediktinerpater Eugen Brammertz aus Trier, der ebenfalls Mitarbeiter der Zeitung war L’Osservatore Romanound der Rom-Korrespondent der deutschen katholischen Agentur KNA, Alfons Waschbüsch.
Ein paar Monate vor der Wahl zum Papst, die Zeitung Bild am Sonntag erfolgreich Akteneinsicht zur „Stasi-Einwirkung auf die Kirchen im Fall Kardinal Ratzinger“ beantragt. Die Mitarbeiter der Stabsstelle zum Schutz der Stasi-Archive suchten daraufhin nach dem entsprechenden Material. Wie es das Stasi-Unterlagengesetz vorschreibt, wurde Benedikt XVI. vorab über die Übermittlung des Materials an die besagte Zeitung informiert. In einem Schreiben an die damalige Leiterin des Büros, Marianne Birthler, habe er der Veröffentlichung zugestimmt und sich für die Arbeit des Büros bei der Aufarbeitung der DDR-Vergangenheit bedankt, so ein Bürosprecher.
Den vorliegenden Unterlagen nach zu urteilen, datieren die ersten Stasi-Unterlagen vom 26. April 1974: Joseph Ratzinger, damals Professor der Theologie in Regensburg, besuchte wie schon viele Male zuvor das einzige Priesterseminar der DDR in Erfurt und dozierte Theologiestudenten und andere Akademiker über „moderne Probleme der Theologie“, wie ein „inoffizieller Mitarbeiter“ der Stasi (IM) schrieb. Schon damals galt Ratzinger als herausragender und angesehener Theologe.
Journalist Bild am Sonntag zitiert den Bericht des Informanten: „Ratzinger gilt derzeit nach dem Papst und Außenminister Casaroli als der einflussreichste Politiker und führende Ideologe im Vatikan.“ Laut einem Sprecher des Amtes für den Schutz des Stasi-Archivs suchte die Stasi während der NS-Zeit offenbar auch belastende Unterlagen aus Ratzingers Jugend – fand aber nichts.
Auch die Stasi suchte nach belastenden Unterlagen aus Ratzingers Jugend während der NS-Zeit, fand aber nichts.
Das Interesse der Stasi an Joseph Ratzinger wurde 1987 beim einzigen Katholikentag der gesamten DDR in Dresden mit über 100.000 Menschen neu entfacht. Das Treffen galt als Zeichen guter Beziehungen zwischen der katholischen Kirche und dem sozialistischen Staat. Ratzinger war dort der prominenteste Besucher aus dem Westen.
Nach den Angaben aus den oben genannten Akten waren bei der Veranstaltung insgesamt 138 „inoffizielle Mitarbeiter“ als Informanten tätig. Sie berichteten unter anderem über den Gottesdienst mit Ratzinger und seine beiden Vorträge bei diesem großen Katholikentreffen.
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