Meinungsverschiedenheiten bei der Lockerung der Maßnahmen

Die Bundesregierung wird heute und morgen entscheiden, wann und wie die Maßnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus gelockert werden. Nicht selten äußern sich daher viele Experten und Interessenverbände mit unterschiedlichen Ansichten dazu. Schließlich gibt es gewerkschaftsnahe Ökonomen, die vor zu schnellen Lockerungen warnen.

Gestern veröffentlichte die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina Empfehlungen zum „Coronaexit“. Unter anderem empfiehlt die Regierung, die höheren Grundschulen und weiterführenden Schulen so schnell wie möglich wieder zu öffnen, natürlich mit gewissen Einschränkungen, wie etwa dem Tragen von Masken und der Reduzierung der Schülerzahl in den Klassen.

Auch unter Berücksichtigung der bisherigen Empfehlungen zum Mindestabstand und zur Maskenpflicht, wo der Mindestabstand nicht durchgesetzt werden kann, sehen sie keinen Grund, den Dienstleistungssektor, von Geschäften bis hin zu Restaurants und später auch den Reiseverkehr, nicht wieder hochfahren zu können. Gleichzeitig forderten sie beispielsweise, dass die deutsche Regierung jetzt auch eine einmalige Gelegenheit habe, die Wirtschaftspolitik so zu gestalten, dass sie grüne Technologien und den Kampf gegen den Klimawandel fördert und der Gesundheitsversorgung Priorität einräumt.

Die einen haben es eilig, die anderen sind vorsichtig

Einige deutsche Politiker, darunter beispielsweise der CDU-Vorsitzendenkandidat und der Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen Armin Laschet Sie unterstützen offen und deutlich die Lockerung der Maßnahmen. Andere sind vorsichtiger. Unter ihnen die Bundeskanzlerin Angela Merkelder warnte, dass das Leben auf lange Sicht nicht mehr so ​​sein werde wie vor der Krise.

Das gewerkschaftsnahe Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) hat heute auf die Empfehlungen der Leopoldina reagiert, der die Bundeskanzlerin großes Vertrauen entgegenbringt. Das Institut warnt, eine zu schnelle Lockerung der Beschränkungen würde mehr Schaden als Nutzen anrichten. Es bestehe die Befürchtung, dass sich das Virus nach der Lockerung der Maßnahmen wieder schneller ausbreitet und die Maßnahmen erneut eingeführt werden müssten, die dann deutlich länger andauern und damit deutlich mehr Schaden anrichten würden.

Sie warnen auch, dass für die Erholung der deutschen Wirtschaft vor allem die Erholung der ausländischen Handelspartner und die Wiederbelebung grenzüberschreitender Lieferketten von Bedeutung sein werden. Auch das Institut für Wirtschaftsforschung (Ifo) warnt, dass eine zu schnelle Lockerung der Maßnahmen kontraproduktiv sein könnte.

Bundeskanzlerin Angela Merkel. FOTO: Markus Schreiber/AFP

Auf die Schutzausrüstung kommt es an

Kritiker weisen zudem darauf hin, dass Leopoldinas Empfehlungen nur schwer umzusetzen sein werden, wenn der Staat nicht genügend Schutzausrüstung zur Verfügung stellt. Diese wäre nach Leopoldinas Empfehlungen in allen Grund- und weiterführenden Schulen, im öffentlichen Verkehr, in Unternehmen … sowie an anderen Orten notwendig, an denen der Mindestabstand zwischen den Menschen nicht gewährleistet werden kann. Das bedeutet, dass das Land über einen langen Zeitraum und für die überwiegende Mehrheit der 82 Millionen Einwohner des Landes nicht nur Millionen, sondern Milliarden von Masken benötigen würde.

Das Robert Koch-Institut für öffentliche Gesundheit gab heute bekannt, dass die Epidemie zwar abklingt, man aber noch nicht von einer Kontrolle sprechen könne. Positiv sei, dass das Gesundheitsamt nicht überlastet sei und genügend Betten für die intensive Behandlung von Patienten zur Verfügung stünden. Man reagierte auch auf die Empfehlungen der Leopoldina und erklärte, dass die Empfehlungen nicht wesentlich von ihren Einschätzungen abwichen.

Almeric Warner

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