Österreich und Deutschland werden bei Abschiebungen nach Afghanistan kooperieren
Das österreichische Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl hat mitgeteilt, dass die Abschiebung afghanischer Staatsbürger nach Afghanistan aufgrund der veränderten Sicherheitslage im Land nun im Einzelfall zulässig sei. Diese Entscheidung erfolgte als Reaktion auf die jüngsten Veränderungen in der Abschiebepolitik in Europa, insbesondere in Deutschland. Tatsächlich hat Deutschland kürzlich 28 „verurteilte Kriminelle“ nach Afghanistan abgeschoben, was die erste derartige Abschiebung seit der Rückkehr der Taliban an die Macht im Jahr 2021 war.
Österreich stimmte Deutschland zu und bekundete seine Absicht, mit der Durchführung ähnlicher Abschiebungen zu beginnen. Der österreichische Bundeskanzler Karl Nehammer betonte, dass Österreich bei gemeinsamen Abschiebungen eng mit Berlin zusammenarbeiten wolle. Ihm zufolge verhandelt Innenminister Gerhard Karner seit längerem mit seinem deutschen Kollegen darüber, wie das Problem der Abschiebungen nach Afghanistan gelöst werden kann. „Österreich schiebt derzeit auch Afghanen und Syrer ab“, sagte Nehammer und fügte hinzu, dass der nächste Schritt in diesem Bemühen darin bestünde, direkte Abschiebungen nach Afghanistan oder Syrien zu ermöglichen.
Die Entscheidung Deutschlands, die Abschiebungen nach Afghanistan fortzusetzen, stieß in Österreich auf große Unterstützung. Innenminister Gerhard Karner nannte diese Entscheidung „sehr gut“ und mahnte, dass eine Neubewertung des europaweiten Abschiebestopps nach Afghanistan und Syrien unbedingt notwendig sei. Im März wies Karner in Brüssel darauf hin, dass die aktuelle EU-Gesetzgebung die Rückführung von Personen in Länder wie Syrien und Afghanistan nicht erlaube, die österreichische Regierung jedoch begonnen habe, die Möglichkeiten einer Änderung dieses Ansatzes zu prüfen.
Abschiebungen nach Afghanistan: Ein neuer Politikwechsel
Im Juli 2024 bestätigte der österreichische Verfassungsgerichtshof die Einschätzung der Ausländerbehörde, dass Abschiebungen nach Afghanistan im Einzelfall zulässig seien. Das Innenministerium und das Auswärtige Amt arbeiten derzeit intensiv an der Umsetzung der Abschiebungen nach Afghanistan, hierzu laufen Gespräche mit mehreren europäischen Ländern. Karner betonte, dass die Forderung nach einer Wiederaufnahme der Abschiebungen nach Afghanistan eine seit langem von Österreich vertretene Forderung sei. „Entscheidend ist, dass wir wieder Menschen nach Afghanistan und Syrien abschieben, deshalb wird dies in Zukunft auch von Österreich aus geschehen“, sagte Karner.
Minister Karner wies darauf hin, dass der Grund für die Aussetzung der Abschiebungen nach Afghanistan die Machtübernahme des Taliban-Regimes im Jahr 2021 sei. Nachdem sich die Sicherheitslage im Land geändert habe, sei es seiner Meinung nach entscheidend, dass Österreich mit Partnern in der Region zusammenarbeite ermöglicht die Rückkehr der Menschen nach Kabul oder in andere Teile Afghanistans. Bis vor Kurzem führte Österreich ebenso wie Deutschland Abschiebungen afghanischer Staatsbürger in Drittstaaten durch, jedoch keine direkten Abschiebungen nach Afghanistan.
Reaktionen in der österreichischen Politik
Während gemeinsame Abschiebungen mit Deutschland im gesamten politischen Spektrum Österreichs auf Zustimmung stoßen, gibt es auch Bedenken hinsichtlich der Notwendigkeit einer sorgfältigen Prüfung jedes Einzelfalls. Alma Zadić, Justizministerin aus den Reihen der Grünen, mahnte, dass sich Österreich als Gesellschaft nicht durch Islamismus und Terrorismus spalten lassen dürfe. „Wir haben starke Gesetze und diese müssen auch bei Abschiebungen zur Anwendung kommen“, sagte sie und betonte, dass vor einer Abschiebungsentscheidung alle verfassungsrechtlichen Möglichkeiten ausgeschöpft werden müssten.
Die Bundesagentur für Fremdenwesen und Asyl teilte mit, dass im Jahr 2023 fast 21.000 Syrer einen Asylantrag in Österreich gestellt hätten, knapp 9.000 Anträge seien von afghanischen Staatsangehörigen gestellt worden. Dies zeigt die bedeutende Präsenz dieser beiden Gruppen im österreichischen Asylsystem, was die Aktualität des Themas Abschiebungen und deren Auswirkungen auf die Sicherheitslage in den Herkunftsländern und auf die österreichische Gesellschaft insgesamt noch einmal unterstreicht.
[Vir: Euronews]; Portal24; Foto: Pixabay
Übersehen Sie auch nicht…
„Unternehmer. Professioneller Bacon-Enthusiast. Fällt oft hin. Extrem introvertiert. Analytiker. Denker.“