Geschwindigkeitsbegrenzungen auf Autobahnen gehören seit Jahren zu den zentralen politischen Themen in Deutschland. Den Ergebnissen der letzten Wahl zufolge könnte es nach jahrelangen Verhandlungen zu Änderungen kommen, da die Sozialdemokraten (SPD) die Wahl gewonnen haben und seit vielen Jahren daran arbeiten, Geschwindigkeitsbegrenzungen auf dem gesamten Autobahnnetz einzuführen.

Deutschland ist das einzige Land in Europa, das keine generelle Beschränkung auf Autobahnen hat. Zumindest auf 70 Prozent des Autobahnnetzes kennen die Deutschen die Grenzen heute nicht. Auf einem Fünftel des Netzes gelten vorübergehende Geschwindigkeitsbegrenzungen sowie eine generelle Höchstgeschwindigkeit von 120 Kilometern pro Stunde (7,8 Prozent des Netzes) und 100 Kilometern pro Stunde (5,6 Prozent des Netzes).

Wir können mit einer hitzigen Debatte im Parlament und außerhalb des Parlaments rechnen

In Deutschland herrschte in den letzten Jahren völlige Uneinigkeit über Geschwindigkeitsbegrenzungen. Nicht nur in der Politik, wo die SPD zusammen mit den Grünen das Schlusslicht bildet





Mit dem steigenden Anteil an Elektrofahrzeugen wird auch die Fahrgeschwindigkeit auf der Autobahn abnehmen.
Foto: Reuters

Jahrelang wollte man Tempolimits einführen, auch beim Automobilclub ADAC sind sich die Mitglieder nach neuesten Recherchen uneinig. Von den 21 Millionen Mitgliedern befürworteten in der Umfrage genau 50 Prozent die Einführung von Tempolimits, 45 Prozent waren dagegen und fünf Prozent waren noch unentschlossen. Die Situation rund um die Einführung von Geschwindigkeitsbegrenzungen auf der Autobahn hat Stefan Bratzel, Leiter der Pkw-Management-Zentrale, gut beschrieben. Ihm zufolge handele es sich um ein ähnliches Thema wie die Waffenfreiheit in den USA, die immer wieder heftige Debatten und Hassreden auf beiden Seiten hervorrufe.

Mit dem Aufkommen von Elektrofahrzeugen werden die Geschwindigkeiten sinken

In den Vorjahren begründeten die Grünen die Geschwindigkeitsreduzierung auf den Autobahnen vor allem mit den Auswirkungen auf die Umwelt, da dadurch der Ausstoß von Kohlendioxid um zwei Millionen Tonnen pro Jahr sinken sollte. Auch beim ADAC sind die Befürworter der aktuellen Regelung nicht mehr ganz so lautstark, aber grundsätzlich sind sie immer noch gegen die Einführung von Tempolimits. Ihren Angaben zufolge ist die Zahl der Verkehrsunfälle auf deutschen Autobahnen nicht höher als in Belgien, Frankreich oder den USA, wo es teilweise sehr strenge Geschwindigkeitsbegrenzungen gibt.

Bratzel betonte unter anderem auch, dass mit der Einführung von Elektroautos die Fahrgeschwindigkeit auf der Autobahn automatisch sinken werde. Bei Geschwindigkeiten über 130 Kilometer pro Stunde sind Elektroautos einfach nicht effizient, sodass die Reichweite deutlich schneller abnimmt als bei niedrigeren Geschwindigkeiten. Selbst wenn höhere Geschwindigkeiten erlaubt sind, fahren Autofahrer einfach nicht mehr schnell.