Polen rutscht in eine Verfassungskrise ~ Portal24

Deutscher Historiker: Polen rutscht in eine Verfassungskrise

Nach der Festnahme zweier rechtskräftig verurteilter Politiker der ehemaligen Regierungspartei PiS (Recht und Gerechtigkeit) versammelten sich Zehntausende Menschen auf den Straßen Warschaus. Die Demonstranten, Anhänger der nationalkonservativen Oppositionspartei PiS, äußerten ihre Unzufriedenheit mit der neuen Mitte-Links-Regierung unter Donald Tusk. Sie trugen polnische Fahnen und Plakate mit Aufschriften wie „Das ist Polen, nicht Tuskoland“ und „Kulturminister, Minister für Zensur“. Die Organisatoren schätzen die Zahl der Teilnehmer auf 100.000 bis 300.000, während das Warschauer Rathaus schätzte, dass sich bei dem Protest 35.000 Menschen versammelt hatten.

Der Vorsitzende der PiS-Partei, Jaroslaw Kaczynski, warnte die Demonstranten, dass die Europäische Union beabsichtige, „das polnische Heimatland zu liquidieren“ und es auf eine „Wohnsiedlung für Polen“ zu reduzieren. Darüber hinaus brachte er seine Überzeugung zum Ausdruck, dass Tusks pro-europäische Koalitionsregierung nicht die echte polnische Regierung darstellt, sondern im Interesse Deutschlands handelt.

Durch die Umstrukturierung der öffentlichen Medien

Die Proteste begannen zunächst aufgrund der Umstrukturierung der öffentlichen Medien. Tusks Regierung begann nämlich mit der Umstrukturierung des polnischen Fernsehsenders TVP und der Kontrolle der Radio- und Nachrichtenagentur PAP, die die PiS in den vergangenen acht Jahren unter ihre Kontrolle gebracht hatte.

Der Schwerpunkt der Proteste verlagerte sich durch die Festnahme zweier PiS-Politiker, des ehemaligen Innenministers Mariusz Kaminski und des ehemaligen Staatssekretärs Macie Wasik, die verhaftet wurden, nachdem sie bei Präsident Andrzej Duda Zuflucht gesucht hatten. Die PiS-Partei sieht sie als „politische Gefangene“.

Vor Beginn der Demonstrationen gab Präsident Duda bekannt, dass er Kaminski und Wasik ein zweites Mal begnadigen wolle. Der Vorsitzende der PiS-Partei, Kaczynski, rief die Bürger zu einer kurzen Demonstration vor den Haftanstalten auf, in denen Kaminski und Wasik festgehalten werden.

Unterdessen warnt der deutsche Historiker Felix Ackermann von der Universität Den Haag, die Proteste seien ein Zeichen dafür, dass Polen „in eine Verfassungskrise schlittert“. Die Verhaftung zweier PiS-Politiker zeigt das Aufeinanderprallen zweier unterschiedlicher Rechtsauffassungen und die politische Polarisierung der Gesellschaft. Ackermann weist außerdem darauf hin, dass es in den letzten acht Jahren der PiS-Herrschaft unter Kaczynski zu Gefährdungen der Gewaltenteilung und des Rechtsstaats gekommen sei. Trotz der demokratisch gewählten Regierung von Donald Tusk steht Polen nun vor der Herausforderung, zum vorherigen Zustand der Machtteilung zurückzukehren. Kaczynski versucht, der aktuellen Regierung das Leben durch Polarisierung und alle rechtlichen Mittel schwer zu machen.

Ressource; Foto: Wikimedia/Europäische Volkspartei; Portal24

Almeric Warner

"Unternehmer. Professioneller Bacon-Enthusiast. Fällt oft hin. Extrem introvertiert. Analytiker. Denker."

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert