Thüringen als Wendepunkt in der deutschen Politik

Frankfurt – Die Wahlen zur Landesregierung in Thüringen haben die deutsche Politik und Öffentlichkeit erschüttert. Das Tabu der Zusammenarbeit mit der rechtsextremen Alternative für Deutschland (AfD) wurde gebrochen. Dafür hat der frischgebackene Regionalpräsident bereits mit dem Kopf bezahlt Thomas Kemmerich aus den Reihen der liberalen FDP, Vorsitzender der Turiner CDU Mike Mohring und schließlich der Bevollmächtigte der Bundesregierung für Ostdeutschland Christian Hirte.

Aber das ist erst der Anfang. Trotz der schnellen Reaktion der Beteiligten ist der Schaden angerichtet und wird schwer zu reparieren sein. Das haben auch Meinungsumfragen gezeigt. In Thüringen würde die CDU bei den Neuwahlen eine katastrophale Niederlage erleiden – sie würde fast die Hälfte ihrer Sitze verlieren – und die FDP würde die parlamentarische Hürde nicht überschreiten. Dass sie Kanzlerin ist, zeugt vom Ernst der Lage für die CDU Angela Merkel Schnell nahm sie die Zügel selbst in die Hand und gab eine Stellungnahme aus dem Ausland ab, von wo aus sie sich in der Regel nicht zu innenpolitischen Themen äußert.

Thüringen zeigt, dass die CDU intern gespalten ist. Mit der Entlassung Hirtes waren nicht alle zufrieden, und die Kanzler werfen ihm vor, zu oft parteifremde Schritte zu unternehmen. Andererseits warnte ein Teil der CDU, dass die Politik der CDU sie in Schwierigkeiten bringe, dass eine Zusammenarbeit mit der AfD und der Linken für die Partei nicht akzeptabel sei. Zum Vergleich Björn Hockey mit Ich werde Ramelow sein Es sei eine Verzerrung von Politik und Geschichte, sagte die schlesisch-holsteinische Bildungsministerin Karin Prien. In Thüringen war es noch schlimmer. Die CDU war bereit, mit dem rechtsextremen Flügel der AfD unter Führung von Hocke zusammenzuarbeiten, nicht jedoch mit dem relativ gemäßigten Politiker der Linken.

Koalition gelöst

Auf dem Koalitionsgipfel forderten CDU, CSU und SPD Neuwahlen in Thüringen. Ob dies der Fall sein wird, ist noch nicht klar. Dafür benötigen sie eine Zweidrittelmehrheit der Abgeordnetenstimmen, was durch die in Meinungsumfragen sehr schlecht abschneidenden regionalen CDU-Abgeordneten noch verhindert werden kann. Auf jeden Fall beruhigte die Koalitionssitzung die Leidenschaften zwischen CDU und SPD, die die Absetzung Hirtes und eine klare Trennung von der AfD forderten. Laut deutschen Medien hat die SPD das alles vor allem dank der Kanzlerin erreicht. Es ist bekannt, dass Hirte die Wahl Kemmerichs und die Entlassung Ramelows auf Twitter begrüßt hat, was die mächtige SPD verärgert hat.

Doch die Lage in Thüringen und Berlin ist noch lange nicht geklärt. Die Vorsitzende der Partei Annegret Kramp-Karrenbauer (AKK) hat sich im Turin-Debakel eher machtlos gezeigt, was ihre Gegner in der Partei sicherlich ausnutzen werden. Nachdem die AKK Neuwahlen ausgerufen hatte, bestand Mohring auf der Bildung einer neuen Koalition zentristischer Parteien. Erst nach einer langen Nachtsitzung in Erfurt gab Mohring seinen Rücktritt bekannt.

Die Linke will vorerst noch in diesem Monat eine Regionalregierung bilden, an deren Spitze erneut Ramelow steht. Dafür wäre eine Mehrheitsentscheidung erforderlich, ansonsten müssten sich zumindest einige CDU-Abgeordnete der Stimme enthalten. Es ist nicht zu erwarten, dass die CDU die Wahl Ramelows aktiv unterstützen wird. Dann würden sie sich in der neuen Koalition für die Ausrufung einer weiteren Wahl einsetzen.

Almeric Warner

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