Wenn deutsche Politiker Waffen wollen oder überlaufen

Frankfurt – Seit der Ermordung eines Politikers Walter Lübcke Deutsche Politiker denken intensiv über Maßnahmen für mehr Sicherheit nach. In den letzten Wochen hat die Bedrohung des Oberbürgermeisters von Kamp-Lintfort, einer Stadt nördlich von Düsseldorf, die Debatte neu belebtan Christoph Landscheidt. Aus Angst vor Extremisten wollte er auch Waffen kaufen, bekam dafür aber keine Erlaubnis.

Im vergangenen Jahr hat die deutsche Polizei 1.241 Straftaten gegen Beamte und Politiker mit politisch motiviertem Hintergrund bearbeitet. Die meisten Drohungen gegen Politiker stammen aus der rechtsextremen Szene, wie die Polizei herausfand. Aber auch die extreme Linke hat häufig Politiker bedroht, insbesondere aus den Reihen der Alternative für Deutschland (AfD). Forschern zufolge nehmen die Bedrohungen für Politiker zu, weshalb die Bundesregierung über zusätzliche Maßnahmen nachdenkt, um die Sicherheit von Politikern und Beamten zu gewährleisten. Sie haben jedoch unterschiedliche Meinungen darüber, wie dies erreicht werden kann. Sie kämpfen, seit Oberbürgermeister Landscheidt erfolglos versucht hat, eine Erlaubnis zum Tragen von Waffen zu bekommen. Aus diesem Grund wandte er sich an das Gericht, wo er versucht, sein Recht zum Tragen von Waffen nachzuweisen.

Vorsitzender der CDU Annegret Kramp-Karrenbauer lehnte die Idee einer „Bewaffnung von Politikern und Beamten“ entschieden ab. „Es liegt in der Verantwortung des Staates, Politiker zu schützen. Bewaffnung ist nicht der richtige Weg. Auch die zunehmende Zahl von Angriffen auf Politiker, Beamte, Polizisten und Retter ist ein Spiegelbild der veränderten Atmosphäre im Land“, kündigte sie an dass lokale Politiker geschützt würden.

Politiker geben Mandate zurück

Doch der Druck ist oft so groß, dass einige Politiker ihre Mandate lieber aufgeben und hoffen, dass die Drohungen dadurch gestoppt werden. Dies hat auch der Oberbürgermeister der niedersächsischen Stadt Estorf Ende des Jahres getan Arnd Focke. Die Drohungen waren eine zu schwere Last für ihn, als dass er einfach mit der Hand abwinken könnte. Per E-Mail und in sozialen Netzwerken erhielt er Drohbotschaften von Rechtsextremisten, sogar in seinem Briefkasten zu Hause war sein Auto mit Hakenkreuzen markiert. Er übergab alles der Polizei und trat von seinem Amt zurück. Und doch hörten die Drohungen nicht auf. Extremisten gingen sogar noch weiter und schossen letztes Jahr in Halle durch die Fenster eines SPD-Abgeordneten. Karamba Diaby.

Die Situation in Deutschland ist besorgniserregend, daher suchen Politiker nach einer Antwort auf die Frage, wie sie die Umwelt entgiften und Bedrohungen für die Politik verringern oder verhindern können. Der Mord an Lübcke und das gescheiterte Attentat auf die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker haben gezeigt, dass sie zu Attentaten führen können. 2016 wurde sie von einem Rechtsextremisten erstochen. Franka S., der versucht hatte, den Politiker zu ermorden, wurde zu 14 Jahren Gefängnis verurteilt. Doch während einige Parteien mehr Sicherheit fordern, sehen andere Parteien, insbesondere die Grünen, die Lösung in einer Verschärfung der Gesetzgebung zur Waffenverfügbarkeit. Andere sind der Meinung, dass Polizeibeamte mehr Befugnisse zur Untersuchung von Drohungen und Hassreden haben sollten. In der SPD forderten alle Parteien mit Ausnahme der AfD aufgrund zunehmender politischer Drohungen einen Krisengipfel, bei dem Maßnahmen ergriffen würden.

Im Herbst verabschiedete die Regierung einen Aktionsplan gegen die zunehmende Verbreitung von Hassreden und Kriminalität. Dieses sieht unter anderem härtere Strafen für Hassreden und die Ausweitung des Staatsschutzes bei möglichen Beleidigungen und Bedrohungen von Kommunalpolitikern vor. Bisher wurde dieser Schutz nur den Politikern auf Bundes- und Landesebene gewährt. Doch vorerst bleibt der Plan ein Brief auf Papier. Wann und wie die Bundesregierung es umsetzen wird, ist noch nicht klar.

Almeric Warner

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