Wichtige Erkenntnisse eines deutschen Virologen, der das „deutsche Wuhan“ untersucht



GG



3. April 2020, 17.05

Aktualisiert: 12. April 2020, 20:37 Uhr

Kann man sich durch das Berühren eines Griffs oder eines Einkaufswagens mit dem neuen Coronavirus infizieren? Dies sind zwei der Fragen, die sich Menschen auf der ganzen Welt stellen.

Wissenschaftler geben zu, dass sie noch nichts über den Parasiten namens Sars-Cov-2 erfahren haben. Vor einigen Tagen berichteten wir über die Erkenntnisse des American Institute for Gesundheit (NIH) im Bundesstaat Montana. Ihren Erkenntnissen zufolge kann das Virus bis zu zwei bis drei Tage auf Kunststoff- oder Edelstahloberflächen (also auch an Haken) verbleiben.

Renommierter deutscher Virologe Hendrik Streeckder mit einem Team von Kollegen die Stadt Gangelt im Kreis Heinsberg – das sogenannte deutsche Wuhan – intensiv untersucht, kam vor Ort zu etwas anderen Ergebnissen.

„Bisher haben wir keine Infektionsübertragungen in Geschäften, Restaurants oder Friseursalons registriert“, überraschte Streeck in der Markus-Lanz-Talkshow im ZDF. Größere Infektionsausbrüche seien das Ergebnis geselliger und enger Kontakte über einen langen Zeitraum hinweg, erklärte er Direktor des Instituts für Virologie am Universitätsklinikum Bonn. Als Beispiele nannte er das Fußballspiel zwischen Atalanta und Valencia in Bergamo, den Karneval in Gangelt und Skipartys im österreichischen Ischgl. Bis Freitag wurden in Heisenberg rund 1.400 Infektionsfälle bestätigt, 39 Menschen starben, fast 700 Menschen waren bereits genesen.

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Streeck hat nun mit einem Team von Medizinstudenten bahnbrechende Forschung betrieben. Im „Freiluftlabor“ wollen sie herausfinden, wie sich das Virus verbreitet und wie man es stoppen kann. Sie werden eine repräsentative Stichprobe von 1000 Patienten im Raum Heinsberg begleiten, Schulen und Krankenhäuser aufsuchen und Abstriche von verschiedenen Oberflächen nehmen. In den ersten beiden Tagen wurden den Menschen bereits Fragen gestellt und einige Antworten erhalten, die laut Streeck sehr interessant sind.

Die ersten Tests führten sie auch in Wohnungen durch, in denen mehrere Infizierte lebten. Das Coronavirus wurde auf Waschbeckenoberflächen, auf Mobiltelefonen und Fernsehfernbedienungen, auf Türklinken und Toilettenschüsseln nachgewiesen. Es wurden Abstriche gemacht, aber es gelang ihnen nicht, das Virus im Labor zu züchten. „Das bedeutet, dass wir die RNA (Ribonukleinsäure, die bei Viren der Träger der genetischen Information ist) von ‚toten‘ Viren nachgewiesen haben“, sagt Streeck. Dies bestätigt seine früheren Forschungen, die beispielsweise darauf schließen ließen, „Eine Türklinke wird nur dann zu einer Infektionsquelle, wenn jemand tatsächlich in die Hand niest und dann die Türklinke berührt“. Anschließend, so Streeck, müsse die andere Person den Griff ergreifen und mit den Händen Mund, Nase oder Auge berühren. Das Virus gelangt über die Schleimhäute von Nase, Mund oder Augen in unseren Körper. Aber die entscheidende Frage bleibt bestehen. Wie lange kann dieser „böse“ Virus auf harten Oberflächen, wie zum Beispiel einer Türklinke, überleben? Streeck hofft, es in den nächsten Wochen herauszufinden, aber schon vorher hofft er, dass es Ergebnisse geben wird, auf deren Grundlage die Behörden Maßnahmen ergreifen können.

Hildebrand Geissler

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