Die Geschichte von Hodiš: Wie die slowenische Kultur immer mehr aus dem Alltag verschwindet



Foto: Kinodvor

Der vom Diagonal-Publikum zum besten gekürte Dokumentarfilm wird heute Abend im Kinodvor uraufgeführt. Es ist der dritte Teil der Autorentrilogie über die Geschichte und Zukunft der slowenischen Volksgemeinschaft in Kärnten – sie besteht ebenfalls aus zwei Filmen Andri 1924–1944 und ein Dokumentarfilm „Kärnten spricht Deutsch“ („Der Kärntner spricht Deutsch“).

Verschwinden (Verschwinden) ist ein Dokumentarfilm, der das Persönliche und das Politische gekonnt miteinander verwebt, vor allem aber eine Erzählung oder eine Reflexion über die Rebellion ist. „Alle meine Dokumentarfilme sind politisch und handeln von Rebellion, wobei der Ausgangspunkt immer ein persönlicher ist: meine Familie, meine „Muttersprache“, der Verlust von Familienmitgliedern, Sprachverlust und Gedächtnisverlust. In meinen Dokumentarfilmen geht es jedoch nicht nur um Widerstand, da sie selbst eine Art von Widerstand darstellen: Sie widersetzen sich dem Vergessen und der Verdrängung. Sie bewahren Menschen und Geschichten vor der vollständigen Auslöschung. Sie werden in das kollektive Bewusstsein zurückgebracht, wo sie hingehören. Denn sie sind Teil der österreichischen, europäischen und Weltgeschichte“, sagt der Filmemacher.


Foto: Kinodvor
Foto: Kinodvor

Wie ein Großteil der slowenischen Bevölkerung Südkärntens stimmte auch der Großvater des Regisseurs 1920 für den Verbleib der Region bei Österreich. Dieser Akt der Selbstbestimmung und Demokratie könnte der Ausgangspunkt für ein Zusammenleben in Vielfalt sein, wie es auch der slowenischen Minderheit per Gesetz zugesagt wurde. Stattdessen werden Kärntner Slowenen heute auf vielfältige Weise diskriminiert, und die slowenische Sprache ist im öffentlichen Raum schon lange nicht mehr zu hören. Der Regisseur fragt sich, wie es in dreißig Jahren sein wird.

2017 wurde sie von einem Historiker und Universitätsprofessor angesprochen, einen Dokumentarfilm über Hodiš/Keutschach zu drehen Oliver Rathkolb, ohne zu wissen, dass es ihre Heimatstadt war. Andrina Mračnikar ist dort aufgewachsen und ihre Familie lebt noch heute dort, deshalb kehrt sie regelmäßig dorthin zurück.

Premiere des Films Das Verschwinden der Drehbuchautorin und Regisseurin Andrina Mračnikar

1910 sprachen noch mehr als 95 Prozent der Einwohner von Hodiše Slowenisch, die meisten überhaupt kein Deutsch. Heute sei das Gegenteil der Fall, warnt der Direktor: Die Zahl derer, die noch Slowenisch sprechen, liege im einstelligen Bereich. „Nichts deutet darauf hin, dass das Dorf früher fast ausschließlich slowenisch war, und wir haben auch nicht den Eindruck, dass die slowenische Volksgemeinschaft heute noch in Hodiše existiert. Der Ort ist auch deshalb besonders, weil er kein Ortsschild hat.“ Wie er sagt, sei die Geschichte von Hodiš einerseits repräsentativ und typisch für ganz Südkärnten, andererseits fehle dem Ort vieles, worüber ich auch sprechen wollte. „Zum Beispiel über den rebellischen Geist slowenischsprachiger Studenten, die sich politisch organisieren und versuchen, gegen Illegalitäten in der Minderheitenpolitik vorzugehen. Mit dem nahenden Jahr 2020, dem hundertsten Jahrestag der Kärntner Volksabstimmung, die am 10. Oktober 1920 stattfand war klar, dass Kärnten sein Jubiläum mit einem Paukenschlag feiern wird und auch Proteste stattfinden werden. Der Direktor erhoffte sich in diesem Jubiläumsjahr eine Verschiebung im politischen Sinne, aber es würde sich etwas verschieben und bei der Anerkennung der slowenischen Minderheit in Kärnten ein Schritt nach vorne gemacht werden. Aber es sei viel weniger passiert als erwartet, und davon erzähle der Film auch, sagt der Regisseur.


Foto: Kinodvor
Foto: Kinodvor

Andrina Mracnikar wurde 1981 in Hallein, Österreich, geboren und wuchs in Ljubljana, Klagenfurt und Hodiš auf. Sie studierte Kunstgeschichte in Wien, Regie an der AGRFT in Ljubljana und Regie, Drehbuch und Dramaturgie bei Michael Haneke und Walter Wippersberg an der Filmakademie Wien. Nach mehreren preisgekrönten Dokumentarfilmen nahm sie 2015 ihr Spielfilmdebüt Ma folie auf, das unter anderem mit dem First Steps Award und dem Österreichischen Filmpreis als beste Nebendarstellerin ausgezeichnet wurde.

Vor der Filmvorführung findet im Café Kinodvora ein Round-Table-Gespräch über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Kärntner Slowenen statt.

Almeric Warner

"Unternehmer. Professioneller Bacon-Enthusiast. Fällt oft hin. Extrem introvertiert. Analytiker. Denker."

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert