Es gab nur wenige Ereignisse in der halbvergangenen Geschichte, die das traditionell mächtigste Land Osteuropas mit heruntergelassenen Hosen erwischt haben. Einer der prominentesten ereignete sich heute vor 35 Jahren, als ein jugendlicher deutscher Pilot der damals angeblich uneinnehmbaren Luftabwehr der Sowjetunion trotzte und ein leichtes Sportflugzeug im Zentrum von Moskau landete.
Gut zwei Wochen vor der Kult-Rede des damaligen US-Präsidenten Ronald Reagander am 12. Juni 1987 der erste Mann der Sowjetunion ist Michael Gorbatschow in West-Berlin aufgerufen, „diese Mauer niederzureißen“ (Berliner Mauer, op. S.), begab sich ein noch nicht 20-jähriger deutscher Amateurpilot auf eine Art Friedensmission, um die Zeit des Kalten Krieges und die Teilung Europas zu beenden und die Welt in den West- und Ostblock Matthias Rost.
Am 12. Mai 1987 begab sich der 18-jährige Rust, der damals kaum seine Prüfung zum Fliegen von leichten Sportflugzeugen und knapp 50 Stunden Flugzeit hatte, mit einer Cessna F172P zu einer Rundreise durch Nordeuropa. Unter anderem besuchte er Island, die Färöer-Inseln und die skandinavische Halbinsel.
Am 28. Mai 1987, heute vor 35 Jahren, verließ Rust den Flughafen der finnischen Hauptstadt Helsinki und verschwand vom Radar. Er hatte zuvor angekündigt, nach Stockholm zu gehen, hatte aber andere Pläne.
Am Nachmittag desselben Tages überflog er Estland und betrat den Luftraum der Sowjetunion. Sie entdeckte ihn sofort auf dem Radar und wies ihm eine Eskorte zu. Sowohl die Luftverteidigungseinheiten am Boden als auch der MiG-23-Kampfpilot, der ihn während des Fluges seit einiger Zeit verfolgt hatte, wollten ihn abschießen, aber niemand erhielt die Erlaubnis, den Abzug zu drücken.
Rust hatte unglaubliches Glück. Alle, die die Befugnis hatten, die unbekannten Gäste des sowjetischen Himmels abzuschießen, erkannten Rusts Cessna als freundliches Flugzeug an oder behandelten sie wie einen sowjetischen Pilotenlehrling.
Dadurch hatte der deutsche Teenager freien Weg nach Moskau, das er um sieben Uhr abends Ortszeit erreichte. Zuerst wollte er eine starke Botschaft an die Sowjetunion senden und mitten im Kreml landen, aber er hatte Angst, dass er schnell vom KGB festgenommen würde und niemand von seiner Leistung erfahren würde.
Schließlich entschied er sich, auch um mögliche zivile Opfer zu vermeiden, für die Landung auf der Großen Moskauer Brücke, die nur einen Steinwurf von der weltberühmten Basilius-Basilika und auch in unmittelbarer Nähe des Kremls und des Roten liegt Quadrat.
Lokale Fernsehteams erwischten Mathias Rust bei der Landung in Moskau:
Zwei Stunden nach der Landung wurde er von den Sowjets festgenommen und im September 1987 zu vier Jahren Arbeitslager verurteilt. Nach weniger als einem Jahr kam er wieder frei. Seine Freilassung war eine Art Geste des guten Willens der Sowjetunion nach dem Abschluss des nuklearen Abrüstungsabkommens zwischen Reagan und Gorbatschow.
Rust wurde für sein Unternehmen in Deutschland so etwas wie ein Superstar, aber es war ein Status, der ihm von den Medien zugeschrieben wurde, da er sich nicht übermäßig der Öffentlichkeit aussetzte. In seinen späteren Jahren hatte er mehrere Konflikte mit dem Gesetz, griff einen Kollegen an und tötete ihn fast, der sein Date ablehnte, stahl Kleidung aus einem Geschäft und war in Finanzbetrug verwickelt. Heute ist der 53-jährige Rust als Analyst bei einer Schweizer Bank angestellt, soll aber auch Friedensaktivist sein.
Die Sowjetunion war von dem Vorfall am 28. Mai 1987 viel drastischer betroffen als der deutsche junge Mann. Das Land, das sich damals als praktisch kugelsichere militärische Supermacht betrachtete, erhielt mit der Landung eines deutschen Piloten in der Nähe von Moskaus „heiligster“ Infrastruktur einen schweren Schlag direkt ins Ego.
Die Leistung der deutschen Jugend führte zu einer der größten Säuberungen in den sowjetischen Streitkräften seit Stalin.
Der damalige Präsident der Sowjetunion, Michail Gorbatschow, entließ den damaligen sowjetischen Verteidigungsminister infolge des Vorfalls Sergej Sokolow und der erste Mann der sowjetischen Luftwaffe Aleksandra Koldunova, ein legendärer Kriegspilot und einer der Helden des Zweiten Weltkriegs. Gleichzeitig verloren mehrere hundert sowjetische Offiziere ihre Stelle.
Ausländische Soldaten verspotteten das Ereignis vom 28. Mai 1987 Jahre später. Der Rote Platz in Moskau hieß lange Zeit Sheremetyevo 3 (Sheremetyevo ist der Name des Moskauer Zentralflughafens).
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