Zum Jahrestag der Kristallnacht warnt Merkel vor dem Anstieg des Antisemitismus in Deutschland

STA
10. November 2018 6.00

Bundeskanzlerin Angela Merkel warnte gestern vor dem Anstieg des Antisemitismus in Deutschland 80 Jahre nach dem Nazi-Pogrom gegen Juden und forderte entschiedenes Vorgehen gegen Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und soziale Ausgrenzung. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat bereits zum Kampf für demokratischen Patriotismus und gegen aggressiven Nationalismus aufgerufen.

„Das jüdische Leben blüht in Deutschland wieder auf“, sagte Merkel gestern bei der Zeremonie in Berlins größter Synagoge. „Gleichzeitig erleben wir einen alarmierenden Antisemitismus, der das jüdische Leben in unserem Land und in anderen Teilen der Welt, die wir für sicher halten, bedroht“, fügte sie hinzu.

Sie äußerte auch ihr Bedauern darüber, dass es zur Selbstverständlichkeit geworden sei, jüdische Einrichtungen durch die Polizei zu schützen. Nach der Zunahme von Angriffen auf Juden und der Verbreitung von Angst fügte die Kanzlerin hinzu, dass solche Vorfälle schlechte Erinnerungen an die Anfänge der Judenverfolgung vor 80 Jahren wecken, berichtet die Deutsche Presse-Agentur dpa.

„Der Staat muss entschieden und beharrlich gegen Beleidigungen, soziale Ausgrenzung, Antisemitismus, Rassismus und rechtsextreme Menschen vorgehen“, fügte sie hinzu.

Steinmeier rief in einer Rede vor dem Deutschen Bundestag zu demokratischem Patriotismus in Deutschland auf und warnte davor, die Farben der deutschen Flagge den Nationalisten zu überlassen. „Der Nationalismus verherrlicht die eigene Vergangenheit und schwelgt im Sieg anderer“, fügte er hinzu.

Der Bundespräsident warnte, dass die Katastrophen der beiden Weltkriege und des Holocaust Teil der deutschen Identität seien und dass diese nicht ausgelöscht werden könne. Gleichzeitig gilt es, sich an die Wurzeln der Demokratie zu erinnern, die heute mit der Gründung der Weimarer Republik vor 100 Jahren verbunden sind. Heute sei ein weiterer Jahrestag, nämlich der Fall der Berliner Mauer vor 29 Jahren, fügte Steinmeier hinzu, der das Ereignis als den glücklichsten 9. November in der Geschichte Deutschlands bezeichnete.

Am 9. November vor 80 Jahren kam es auf den Straßen der Städte des Deutschen Reiches zum Niederbrennen von Synagogen, zur Zerstörung jüdischer Geschäfte sowie zur Folter und Ermordung von Juden. Es begann das NS-Pogrom, das den Beginn der geplanten Vernichtung der jüdischen Bevölkerung markierte. Aufgrund der zerbrochenen Schaufenster ging die Veranstaltung als Kristallnacht in die Geschichte ein.

Bei dem Pogrom vom 7. bis 13. November 1938 kamen etwa 400 Juden ums Leben, etwa 30.000 wurden in Konzentrationslager deportiert. Die Kristallnacht gilt als Wendepunkt, der zum Holocaust führte.

Almeric Warner

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